Mashhad: Stadt des Imams

Die letzte wirkliche Station im Iran war Mashhad. Die zweitgrösste Stadt des Landes beherbergt dein Schrein von Imam Reza, dem achten Imam der Schiiten. Der Schrein ist das Ziel der Pilger, die Stadt wurde aber während des Krieges mit dem Irak gross.

In der Stadt Mashhad dreht sich alles um den Imam Reza. Die Fernverbindungen mit Bus und Bahn sind gerade während der Hochsaison Monate im voraus ausgebucht und auch ich hatte Glück, kurzfristig einen Platz im Zug von Yazd zu ergattern. Die drei Personen im Abteil waren auf Pilgerreise von Shiraz zum Imam.
Im Zug genoss ich noch die letzten Züge der Wüste, bevor kurz vor Mashhad die Landwirtschaft wieder deutliche Spuren in der Landschaft hinterlässt. In der aufgehenden Sonne und mit den dicken Wolken im Osten hinterliess die Landschaft bleibende Eindrücke.
Mir war schon bei der Verkehrsführung auf den Strassen aufgefallen, dass die Iraner U-Turns mögen. Ã-fters fährt man die Strasse hoch, um nach einiger Zeit zu wenden und ein Stück zurückzufahren, bevor man dahin abbiegt, wo man hin will. Nicht schlecht gestaunt habe ich dann allerdings, als der Zug kurz vor Mashhad das selbe tat. Wir fuhren durch einen kleinen Bahnhof nach welchem das Gleis eine grosse Schleife machte und wir in Gegenrichtung nochmals durch den selben Bahnhof fuhren. Interessante Streckenführung.

Das Ende der Wüste bei Sonnenaufgang

Das Ende der Wüste bei Sonnenaufgang

In Mashhad angekommen fuhr ich mal wieder Taxi mit Taxometer. Das lohnt sich wirklich, denn die Fahrt war länger und günstiger als in den kleinen Städten wo die Preise vordefiniert sind. Im Hotel hat man mir dann erklärt, dass es noch ein Zimmer gibt, dieses aber nicht vor 14 Uhr bezogen werden kann. Immerhin konnte ich das Gepäck schon deponieren. Mit meinem Fotoapparat lief ich los, um einige eindrücke der Stadt einzusammeln. Dabei stiess ich natürlich auch wieder auf den Basar. Dieser wirkt in Mashhad gegenüber den anderen Städt schon fast klinisch aufgeräumt und ist auch in einem modernen Gebäude untergebracht.

Eingangsportal zum Basar in Mashhad

Eingangsportal zum Basar in Mashhad

Nachdem ich die zwei Hauptstrassen des Basars besucht hatte, machte ich mich kreuz und quer durch die kleinen Strassen auf den Weg zurück zum Hotel. Dabei stiess ich auf eine kleine Moschee, von welcher ich ein Foto machte. Dabei wurde ich von einem Herrn angesprochen, wohin ich auf dem Weg sei. Ich nutzte die Gelegenheit um ihn zu fragen, wo das nächste Internet-Café zu finden sei, denn in meinem Hotel gab es keine Internet Verbindung. Er half mir beim Rumfragen und setzte sich dann auf einen Stuhl im Internet Café und wartete, bis ich die wichtigsten Sachen erledigt hatte. Danach fragte er, wo ich als nächstes hin müsse. Ich sagte ihm, dass ich zurück zum Hotel gehen möchte, aber selber weiss, wo sich dieses befindet. Nichtsdestotrotz zeigte er mir dann den Weg. Vor dem Hotel wollte er sich nicht verabschieden. Irgendwann verstand ich dann, dass er eine Belohnung für seine Arbeit haben möchte. Ich steckte ihm das ûquivalent von knapp 50 US-Cents zu und er trottete zufrieden von dannen.

Einkaufen in Mashhad: Süssigkeiten

Einkaufen in Mashhad: Süssigkeiten

Im Hotel schrieb ich den Blog-Post für Yazd fertig und machte mich anschliessend auf den Weg zum Schrein von Imam Reza. Ich sprach einen Pförtner an, ob ich denn auf das Gelände gehen könne. Ich wurde dann 3 Mal weitergereicht, bis ein Wachmann einen Führer bestellte, der mir den Haram-e Razavi zeigen würde. Nach einigen Minuten tauchte der Führer dann auch auf und wir machten uns auf den Weg. Die Moschee und den Raum, in welchem sich der Schrein befindet, durfte ich als Nicht-Muslim nicht betreten. Dafür genoss ich das Privileg Räume und Innenhöfe zu sehen, welche den Touristen normalerweise vorbehalten bleiben. Zum Glück für die Pilger ist das Fotografieren in den heiligen Hallen nicht erlaubt. So geniessen die Pilger den Moment bei ihrem Imam Reza, welcher nach Mekka, Najaf und Kerbala die wichtigste Pilgerstätte für die schiitischen Muslime ist.

Die Gonbad-e Sabz Moschee in Mashhad

Die Gonbad-e Sabz Moschee in Mashhad

Aus rein weltlicher Sicht ist die Gedenkstätte ein unglaubliches Labyrinth von Gängen und Innenhöfen mit bunt gefliessten Wänden, Räumen mit Spiegeldekorationen und vergoldeten Kuppeln und Toren. Der Fotograf in mir hätte sich allzugerne ausgetobt. Aber wenn man schon die Ehre hat, eine Pilgerstätte aus einer solchen Nähe zu betrachten, dann soll man diese auch respektieren.
Gegen abend machte ich dann noch den letzten Blog-Post fertig und begab mich nach einer kleinen Mahlzeit zurück in mein Hotel.
Am Montag morgen war dann schon wieder Aufbruch angesagt. Um die Grenze nach Turkmenistan auch sicher rechtzeitig zu erreichen, entschied ich mich bereits einen Tag vor dem ausgemachten Treffen mit dem Führer in Turkmenistan, nach Bajgiran zu reisen. Im Hotel liess ich mir die Infos geben, wie ich am Besten über Quchan nach Bajgiran komme. Zum Glück war die eine Putzfrau gerade an der Rezeption anwesend und konnte den Manager des Hotels von seinen Ideen abringen. So nahm ich ein Taxi in den Westen von Mashhad, wo die Savaris, die privaten Autos mit Taxiservice warten.

Bajgiran: Charme einer Grenzstadt

Bajgiran: Charme einer Grenzstadt

Die Auswahl eines Fahrer gestaltete sich ziemlich schwierig, brach doch gleich ein riesiger Streit aus, wer mich den fahren dürfte. Ich entschied mich für den einen Fahrer, der nicht am Streit teilnahm und setzte mich in sein Auto. Da mir ein anderer Kollege geraten hatte, meinen Rucksack loszulassen, sass ich dann in einem Auto, mein Rucksack war bereits in einem anderen verladen. Schlusendlich erhielt ich dann den Rucksack zurück und wir konnten losfahren. Das praktische an der Fahrt war, dass ich gleich bis nach Bajgiran gefahren wurde und nicht in Quchan umsteigen musste. Das weniger schöne, dass der Fahrer und ich uns beim Preis missverstanden hatten. Er zeigte mir 6 Finger, meinte aber 60’000 Toman. Das war der Rest meiner Rials, aber für gut 200 km privates Taxi ein gerechtfertigter Preis.
Das Hotel konnte ich dann mit US-Dollars bezahlen, so dass auch das Problem des fehlenden Geldes kein wirkliches war. Nach einer kurzen Ruhepause machte ich mich auf den Weg, etwas zu Essen und einen Geldwechsler in der kleinen Grenzstadt aufzutreiben. Nicht einfach, wenn am frühren Nachmittag die Stadt wie ausgestorben ist. Ich fand dann eine kleine rauchige Kneipe, wo es etwas essbares gab. Ich war auf ein Sandwich eingestellt, erhielt dann aber das zweite Mal auf meiner Reise Abgusht, die iranische Spezialität. Hier allerdings nicht aufbereitet mit Petersilienblättchen und sonstigem Dekor. Auch das Lammfett musste hier eigenhändig zerquetscht werden. Das Essen war dann nicht schlecht und gesättigt verliess ich das Lokal wieder.

Bajgiran: Wohin des Weges, Fremder?

Bajgiran: Wohin des Weges, Fremder?

Vor dem Lokal wurde ich gleich von einem Herrn angesprochen, ob ich Interesse an Geldwechsel hätte. Ich wechselte 20 US-Dollar in turkemische Manat, um wenigsten ein wenig lokale Währung für die Einreise nach Turkmenistan zu haben.
Da die Bajgiran weder ansehnlich ist, noch irgendetwas zu bieten hat, verbrachte ich den Rest des Nachmittags im Hotelzimmer, um mich für die kommenden Wochen der Reise zu informieren. Mit den zentralasiatischen Staaten kam ein neue Welt auf mich zu: die der ehemaligen Sowjetrepubliken, ihren exzentrischen Herrschern und korrupten Polizisten.