Die Wüstenstadt Yazd war zu Zeiten der Seidenstrasse ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel und die durchreisenden Karawanen. Heute wirkt die Stadt mit über einer halben Million Einwohnern eher verschlafen. Die Bemühungen für den Tourismus sind jedoch klar sichtbar.
Die Busfahrt von Shiraz lief sehr rund, mit dem Nachteil, dass ich immer noch nicht gut in Bussen schlafen kann. Hatte mich der Schlaf dann einmal überwältig, gingen plötzlich alles Lichter im Bus an und es hiess aussteigen. Für mich mitten in der Nacht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 5 Uhr morgens war und ich bereits in Yazd angekommen war. Jetzt wusste ich definitiv, dass ich lieber den Bus tagsüber genommen hätte, wären da Plätzen frei gewesen.
Die Taxis in Yazd sind ähnlich organisiert wie in Shiraz, in Yazd erhält man aber noch eine Nummer, wann man an der Reihe ist. Diese Nummer ist dann am Fahrtkartenschalter wieder abzugeben bevor man ins Taxi steigt. Clever gelöst. Da um diese Uhrzeit in Yazd kein Verkehr herrscht, flogen wir im Eiltempo durch die Stadt. Ich war zu müde um selbst auf die Bremse treten zu wollen. Nach einer Fahrt von gut 10 Minuten wurde ich dann am Silk Road Hotel abgeliefert.
Der Junge, welcher mir die Tür öffnete war natürlich sehr verschlafen, hatte ich ihn doch gerade aus seinem Schlaf an der Rezeption gerissen. Dafür tat ich ihm dann später einen Gefallen. Er zeigte mir ein sehr schönes und sauberes Zimmer inklusive Duschen und WC, kein Plumpsklo, welches ich für den angefragten Preis sofort nahm. Innerhalb von Sekunden lag ich dann auch im Bett für die nächsten 4 Stunden.
Der Schlaf war gerade kurz genug, dass ich noch ein Frühstück bekam. Nach der Stärkung machte ich meinen ersten Rundgang durch die Stadt. Diese war wie ausgestorben, war doch Freitag und Yazd eine sehr konservative Stadt. Die Stadt blieb den ganzen Tag wie leergefegt. Unterdurchschnittlich wenige Geschäfte waren trotzdem geöffnet, so dass ich meine notwendigen Erledigungen tätigen konnte. Eine davon war die Abklärung, ob es am Freitag einen Zug nach Mashhad gibt. Gab es und es war gerade noch ein Platz frei, da ein Passagier seine Fahrt abgesagt hat. Das bedeutete 15 Stunden Zugfahrt, anstatt 12 Stunden im Bus, was viel angenehmer ist.
Mit der Kamera in der Hand erkundete ich die Stadt um die Sehenswürdigkeiten zumindest einmal von aussen zu fotografieren. Auf Grund der Hitze und meiner doch noch etwas vorherrschenden Müdigkeit machte ich mich auf den Weg zurück ins Hotel, wo ich mich noch etwas ausruhte. Dabei kam ich mit dem Jungen der Rezeption ins Gespräch. Er schliesst in Kürze seinen Bachelor in Metallurgie ab und sucht nun nach einem Masterstudium im Ausland, vorzugsweise in Deutschland. Gut dass ich da noch einen Kontakt aus der Zeit meiner Diplomarbeit habe, der mittlerweile Professor an der ETH in Zürich ist und in Deutschland promoviert hat. Mal schauen ob sich da etwas ergibt…
Am späteren Nachmittag, als die Temperaturen draussen wieder angenehmer waren, machte ich mich auf eine zweite Runde durch die Stadt, um vom Abendlicht zu profiteren. Es ist schon interessant, wie man von den Iranern auf der Strasse immer wieder gegrüsst oder generell angesprochen wird. Schade ist nur, dass es bei den Meisten nicht für viel mehr als ein Dialog über vier Sätze (Hallo, Wie geht’s?, Wie heisst du?, Woher kommst du?) hinaus geht. Hie und da gibt es jedoch kurze interessante Gespräche. Man darf einfach nicht den davonrennenden Touristen mimen.
Nach dem zweiten Rundgang durch die Stadt, setzte ich mich im Aufenthaltsraum des Silk Road Hotel an den Tisch zu Mehmet. Mehmet kommt aus Dogubayazit in der Osttürkei und ist geschäftlich unterwegs. Wir unterhalten uns ein wenig über seine Touren zum Berg Ararat und seine Geschäfte im Iran und der Türkei.
Mehmet verabschiedete sich dann und etwas später gesellt sich ein älterer Herr zu mir an den Tisch. Er ist ein einheimischer Grundschullehrer, welcher unter anderem auch Englisch unterrichtet. Er ist regelmässig im Silk Road Hotel, um sich mit englischsprachigen Gästen zu unterhalten um seine Sprachkenntnisse aufzubessern. Da ich kein Muttersprachler bin, bin ich weniger interessant für ihn. Jedoch freut sich ein junger Iraner, der etwas später vorbeischaut umso mehr, dass jemand da ist, der französisch spricht. Er ist Computerfachmann unterwegs für Reparaturarbeiten an Computer, Druckern und Monitoren. Ein Geschäft, das im überhaupt nicht gefällt, weshalb er sich zu Hause französisch beigebracht hat und später Üebersetzer werden will. Wir unterhalten uns eine ganze Weile über dies und das.
Zu später Stunde sind dann die Hotelgäste wieder unter sich und Mehmet unterhält die Gruppe mit seinen Geschichten, wie er kreuz und quer durch Zentralasien unterwegs war, um seinen Freunden aus der Patsche zu helfen. Die Geschichte klang sehr spektakulär, würde mich aber interessieren, ob wirklich alles wie geschildert auch geschehen ist…
Für Samstag hatte ich nochmals einen Rundgang durch die Stadt geplant, diesmal bei geöffneten Geschäften und Betrieb im Basar. Daraus wurde nichts, denn ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte einen Ausflug in die Wüste zu machen. Ein Chinese aus Peking hatte die Rundfahrt schon veranlasst. Die Fahrt hatte einen Fixpreis, den man sich mit mehreren Teilnehmern teilen konnte. Georg, ein Deutscher aus Dresden, auf dem Weg nach Indien zu seinem Austauschsemester, gesellte sich auch zu uns, so dass wir ziemlich günstig davonkamen und das Auto voll war.
Hadi, ein junger Student und Mitarbeiter beim Silk Road Hotel, meinte, dass man ohne Ausflug in die Wüste nicht in Yazd gewesen sein kann. Dies motivierte uns zusätzlich an diesem Ausflug teilzunehmen. Dafür half ich Hadi dann einige Abklärungen um ein Masterstudium in Deutschland oder der Schweiz zu machen. Gut wenn man noch einen Kontakt aus der Zeit der Diplomarbeit hat. Ich hoffe nur er ist sich bewusst, was da auf ihn zukommt, wenn er seine vertraute Umgebung verlässt und auf sich alleine gestellt in die grosse weite Welt verreist.
Die Rundfaht führte von Yazd zunächst nach Meybod durch eine sehr öde Landschaft, Steinwüste mit kleinen verteilten Büschen. In Meybod besuchten wir die Burg Narein, eine Burg die vor knapp 2000 Jahren aus Lehmziegeln gebaut wurde. Darauf statteten wir der nahegelegenen Karawanserei mit angeschlossener Post, sowie dem grossen Kühlschrank einen Besuch ab. Der Kühlschrank funktioniert so, dass im Winter Eis in das Gebäude geschafft wird, welches den Raum durch den Sommer dann kühl hält. Zur Abkühlung dienen auch Verdunstungskamine, in welchen Wasser aufsteigt und durch die Verdunstung eine Kühlung bewirkt. Die Altstadt von Meybod mit den Lehmhäusern gab einen schönen Eindruck, wie früher die Wüstenoasen aussahen. Städte gibt es in dieser Gegend nämlich nur da, wo es auch Wasser gibt. Ausserhalb der Städt ist die Gegend extrem lebensunfreundlich.
Von Meybod fuhren wir weiter nach Chak Chak. Da wir einfach auf die Wüstentour aufgesprungen waren, ohne zu wissen wo es eigentlich hinging, mussten die Mitreisenden erst einmal ihre LonelyPlanets auspacken, um nachzulesen, was wir sehen werden. Bei Chak Chak handelt es sich um eine sehr wichtige Pilgerstädte für die Zoroaster, bei uns eventuell bekannt durch den Gründer, Zarathustra.
Der letzte Stop auf unserer Rundfahrt galt der Wüstensiedlung Kharanaq. Auch hier nagt der Zahn der Zeit an den Lehmziegelgebäuden, welche einige tausend Jahre alt sind und wo anscheinend das Geld fehlt, um die Gebäude zu schützen, renovieren und ein richtiges Museum zu etablieren. So stehen die Gebäude da und jeder nutzt sie wie er will. Schade, denn die Siedlung besteht anscheinend aus verschiedenen Häuser, mit verschiedenen Räumen. Spuren einer Küche sind durch den vorhandenen Russ klar erkennbar. Zumindest ist das meine Deutung als reisender Hobby-Archäologe.
Nach einer weitere Stunde Autofahrt waren wir kurz nach 15 Uhr zurück in Yazd. Also hatte ich noch etwas Zeit, mich um Hadi und sein Masterstudium in Europa zu kümmern, bevor ich mich per Taxi selber auf den Weg um Bahnhof machen musste. Punkt 17 Uhr fuhr dann der Nachtzug Richtung Mashhad los. Rund 14 Stunden Zugfahrt warteten auf mich, die ich mit zwei älteren Damen und einem älteren Herrn im Abteil verbrachte.
Im Gegensatz zu mir hatten die drei etwas zum Essen dabei, wovon sie mir auch reichlich anboten. Die iranische Kultur erlaubt leider bei solchen Fällen kein nein, sondern es muss alles angenommen werden und notfalls einfach stehen gelassen werden. Ich hatte ein Essen im Speisewagen bestellt und wollte meine Magen nicht schon füllen, bevor jenes Essen da war. Leider litt die Unterhaltung unter unserer gegenseitigen Unfähigkeiten die Sprache des gegenübers zu sprechen. Immerhin konnte ich ihnen bei der ein oder anderen Sache helfen, so zum Beispiel den Lichtschalter im Abteil ausfindig machen, während mir erklärt wurde, wann es die Fahrtkarte hervorzukramen galt, weil der Schaffner gleich kommen würde.
Gegen 8:30 traff ich dann in Mashhad, er zweitgrössten Stadt im Iran ein. Dies war mein letzter richtiger Stop, da es danach erst an die turkmenische Grenze ging, um dort noch einmal zu übernachten um dann am Dienstag nach Ashgabat zu reisen.