Unser letztes Ziel in Myanmar war die zweitgrösste Stadt des Landes: Mandalay. Ungefähr im geografischen Zentrum und damit dem Tiefland des Landes gelegen war dies zugleich der heisseste Ort unserer Reise. Obwohl wir die üblichen Sehenswürdigkeiten besuchten, fanden wir die schönsten Dinge ab von den gängigen Touristenpfaden, obwohl einige der abgelegenen Ort im ein oder anderen Reiseführer erwähnt warden.
Wir verliessen Monywa um 9 Uhr morgens auf unsere letzte Busfahrt in Myanmar nach Mandalay am Ufer des Ayeyarwaddy gelegen. Wir flogen regelrecht in Rekordzeit von Monywa nach Mandalay, jedoch musste sich der Fahrer in Mandalay immense zügeln, da der Verkehr nicht viel Raum für Üebermut zu liess.
Schlussendlich wurden wir irgendwo im Westen von Mandalay abgesetzt. Zum Gluck hatte uns ein polnische Pärchen in Bagan eine Adresse für ein gut gepflegtes Hotel zu nicht überteuerten Preisen hinterlassen. Mit der Adresse bewaffnet machten wir uns auf den Weg, bis wir Transportmöglichkeiten fanden. Nach einer kurzen Verhandlungsphase sassen wir einmal mehr hinten auf einem Tuk-Tuk und ratterten zu unserer Unterkunft für die kommenden zwei Nächte.
Nachdem wir in unser Luxuszimmer eingecheckt hatten, machten wir uns zu Fuss auf, die Stadt zu erkunden. Zum Glück hatten wir uns vorher mit den Distanzen in der Stadt beschäftigt, denn man würde nicht erwarten, dass das Quadrat, welches auf der Karte den Palast darstellt, eine Seitelänge von 1.6km hätte. Wir entdeckten einmal mehr interessante Kleinigkeiten in den kleinen Strasse, so zum Beispiel auch den Eisverkäufer, welchem wir gleich mit einem Kauf von Eis beglückten. Eis ist sehr teuer in Myanmar und deshalb sind auch Eisverkäufer sehr, sehr selten gesehen. Schlussendlich trafen wir in der Touristenzone nordöstlich von Mandalay ein. Sobald wir die Sehenswürdigkeiten entdeckt hatten, wurden wir auch schon um 10US$ erleichtert. Der Beitrag kaufte uns eine Eintrittskarte welche einem den Eintritt in alle Sehenswürdigkeiten in und um Mandalay gewährt.
Eine Attraktion in Mandalay, welche wir unbedingt sehen wollten, war das grösste Buch der Welt. Obwohl Grösse immer relativ ist, handelt es sich hierbei wohl um das Buch, welches am meisten Platz einnimmt: die 729 des Buches sind in Steinplatten gemeisselt, für welche jeweils ein kleines Gebäude gebaut wurde.
Ganz in der Nähe besichtigten wir ein weitere Spezialität von Mandalay: einen hölzernen Tempel. Sind in Myanmar die Tempel und Pagoden normalerweise aus Stein oder Ziegeln gebaut, gibt es in und um Mandalay noch einige gute erhaltene hölzerne Exemplare. Im Laufe unseres zweitägigen Aufenthaltes besuchten wir drei dieser Tempel.
Unser endgültiges Ziel für den Abend war jedoch der Mandalay Hill, die höchte Erhebung im Norden der Stadt. Die Herausforderung bestand darin, in gut 30 Minuten den heiligen Hügel barfuss zu besteigen. Insbesondere der Abstieg auf den steinernen Stufen belastete die Knöchel ungewohnt. Obwohl es beim Aufstieg einige kleiner Tempelchen zu sehen gab, war der Gipfel des Hügel mit Abstand am beeindruckendsten. Dies, da einerseits ein weiterer golderen Tempel den höchsten Punkte schmückt, andererseits sich von dem Hügel ein grossartiger Ausblick auf die Stadt, die umliegende Ebene, sowie die Berge im Hintergrund und den Sonnenuntergang ergibt. Letzterer war dann auch der Grund, weshalb wir nicht alleine auf dem Hügel waren. Dank der Strasse, welche hoch führt haben hunderte von Touristen den Weg nach oben gefunden, um später um einen Platz an der Sonne zu kämpfen.
Bei Einbruch der Dunkelheit waren wir dann auch schon wieder am Fusse des Hügels angelangt und begannen uns auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen. Wir taten dies, indem wir uns zu Fuss grob in Richtung Hotel auf den Weg machten. Dies führte einmal mehr dazu, dass wir ein kleines Restaurant mit sehr begrenztem Angebot, aber herzlicher Gastfreundlichkeit fanden.
Für die Verdauung machten wir uns weiter zu Fuss auf den Weg und erlebten unsere nächste Üeberraschung. Mitten auf der Strasse befanden sich plötzlich ein Markt, wir hörten Live-Musik und die Leute vergnügten sich an Spielständen, ähnlich wie man sie bei uns von der Kirmes kennt. Wir hörten uns etwas die Live-Musik an, bis uns die Ohren dröhnten, so laut waren die Lautsprecher eingestellt.
Für den folgenden Tag heuerten wir einen Fahrer an, welcher uns zu den ausserhalb der Stadt gelegenen Sehenswürdigkeiten fahren sollte. Pünktlich holte er uns ab und fuhr uns zunächst zum Maha Muni Tempel. Leider waren wir nur einige Minute zu spat, um die Prozession im Tempel voll mitzuerleben. So sahen wir dann doch noch die letzten, in traditionelle Kleidern einghüllten Leute durch den Tempel ziehen. Wenige Minuten später brachen dann auch noch die Touristenmassen über den Tempel herein, jedoch hattn wir noch genügend Zeit, den goldenen Buddha aus der Nähe zu betrachten.
Kaum waren wir beim Maha Muni Tempel losgefahren, stoppte unser Fahrer schon wieder. Es zeigte uns zwei Workshops für Holzschnitzerei und Steinskulpturen. Natürlich erhoffte er sich eine Provision von unseren Einkäufen. Leider sind wir sehr schlechte Shopper, so dass er ohne Gewinn zu machen weiterfahren musste.
Unser nächste Ziel war das alte Innwa. Eine Branche, welche dort auf jeden Fall floriert ist die Transportbranche: man wird mit dem Taxi auf der einen Flussseite abgesetzt, so dass man mit der Fähre übersetzen muss, auf der anderen Flussseite warten dann schon die Pferdekutschen, welche einem durch die alte Siedlung fahren. Wir waren jedoch nicht unglücklich, dass wir die Transportangebote in Anspruch genommen hatten, denn die paar Sehenswüridgkeiten in Innwa lagen doch weit auseinander und die Sonne strahlte schon heiss vom Himmel. Üeberwältigt waren wir nicht gerade, einzig das eine Kloster, welches aus Stein die Holzklöster der Region immitierte, war wirklich sehenswert. So sahen wir auch nur ein P»rchen von Reisenden, welche den Preis für die Kutschen nicht bezahlen wollten und lieber zu Fuss unterwegs waren.
Zurück bei der Fährstelle nahmen wir die nächste Fähre und waren erstaunt, dass sie in die falsche Richtung los fuhr. Das Rätsel löste sich jedoch sofort wieder auf, denn wir hatten noch einen weiteren Touristen an Bord, welcher beim Restaurant am Flussufer abgesetzt wurde. Anschliessend dreht die Fähre auch wieder ab und wir landeten dort, wo unser Fahrer auf uns wartete.
Bevor wir den Ayeyarwaddy noch einmal nach Sagaing überquerten, stoppten wir in einem kleinen Restaurant für ein exquisites Mittagessen und holten bei der nächstegelengen Bank noch die letzten Kyat für die Reise. Der Sagaging Hill, unser vorletztes Ziel fürden Tag, ähnelte dann doch dem Mandalay Hill: der Hügel war überzogen mit Pagoden, welche durch überdeckte Treppen verbunden waren. Wir begnügten uns mit dem Aufstieg zum höchsten Gipfel und setzten uns zum Menschenbeobachten auf eine Bank im Schatten.
Unsere letzte Station für den Tag war Amarapura mit einer weiteren Pagode und der U Bein Brücke. Letztere stellte eine willkommene Abwechslung von Sehenswürdigkeiten dar. Wir wussten nicht genau, was wir uns unter einer 1.6km langen Holzbrücke vorzustellen hatten. Den morgendlichen Gang der Mönch zum Frühstück hatten wir bereits verpasst und für den Sonnenuntergang war es noch zu früh. Wir genossen troztdem einen gemütlich Gang über die alte Brücke um die unterschiedlichen Leute zu bestaunen, Mönche, Schulkinder, Einheimische, Touristen. Besonders die Mönche hinterliessen etwas den Eindruck, als wären sie angestellt, um die Brücke zu einem lohnenswerteren Ziel für die vielen Touristen zu machen.
Wir erfrischten uns kurz in unserem Hotel nach einem langen und heissen Tag und machten uns später auf die Suche nach einem Restaurant in der Nähe von unserem Hotel. In nicht allzuweiter Entfernung fanden wir wieder exzellentes Essen in einem Restaurant, welches wohl öfters Ausländer sah. Auf jeden Fall wusste die Eignerin mit den Bleichgesichtern umzugehen und versprühte auch alles andere, als die Myanmarische Gelassenheit, an welche wir uns in den vorhergehenden zwei Wochen so gewöhnt hatten. Ebenfalls gut tat uns das Frappée, welches wir anschliessend in einer Bäckerei genossen, wohlwissend, dass diese Art von Vergnügen den Einheimischen häufig verwehrt bleibt, da man dafür ein ganzes Abendessen in einem Restaurant erhält.
Am nächsten Tag mussten wir bereits um 15 Uhr zurück bei unserem Hotel eintreffen, denn wir hatten ein Taxi zum neuen Flughafen von Mandalay bestellt, um nach Yangon zurückzukehren. Den verkürzten Tag verbrachten wir damit, den Westen der Stadt, zwischen Zentrum und dem Ayeyarwaddy , zu erkunden. Ein Höhepunkt war das Shwe In Bin Kloster, das dritte und schönste Holzkloster, welches wir in Mandalay erforschten. Im Vergleich zu den anderen beiden Holzbauten strahlte der Bau auch eine angenehme Ruhe aus, da sich nur wenige Touristen in diese Gegend der Stadt verirrten.
Etwas weiter stiessen wir dann auf eine kleine Süssigkeitenfabrik. Wir konnten auf wenigen Quadratmetern beobachten, wie aus dem Saft des Zuckerrohrs kleine Süssigkeiten hergestellt wurden. Der Prozess vom Aufkochen des Saftes, über das Abkühlen, Ziehen, bis hin zum Zuschneiden und Verpacken fand in einem Raum statt. Die süssen Stückchen machten auch ein perfektes Mitbringsel für die Kollegen in Peking.
Durch schmale Gassen und über eine weitere schöne Holzbrücke fanden wir schlussendlich zum Hafen am Ayeyarwaddy.
Am Hafen beobachteten wir das emsige Treiben auf und am Ayeyarwaddy: Neben den vielen Passagierschiffen waren einige Flosse mit Bambus- und Teakholz auf dem Fluss unterwegs. Am Ufer wurde fleisig ein- und ausgeschifft und Wäsche, sowie Personen gewaschen.
Obwohl unser Flug Verspätung hatte, kamen wir ohne Zwischenfälle am Abend in Yangon an. Der Service der KBZ Air («Flying Beyond Expectations») war einmal mehr einwandfrei. Der Service im Guesthouse, wo wir ein Zimmer reserviert hatten, allerdings weniger. Unser Zimmer war bereits vergeben und weitere freie Zimmer gab es nicht. Immerhin wurde uns beim Nachbarn ein neues Zimmer, allerdings viel teurer, organisiert. Lenka bewies mit ihrer Empörung perfektes Verhandlungsgeschickt, so dass wir gleich 25% Nachlass erhielten. Es war wohl das schönste Zimmer auf unserer ganzen Reise, allerdings gab es einiges an Schnickschnack, auf welchen wir hätten verzichten könnnen.
Den letzten Morgen unserer Reise durch Myanmar verbrachten wir im Zug. Wir hatten uns entschieden in der verbleibenden Zeit, einmal mit dem Zug rund um Yangon zu fahren. Für gut einen Dollar konnten wir so die verschiedenen Facetten der ehemaligen Hauptstadt Myanmars zu entdecken.
Wieder beim Hauptbahnhof angekommen, mussten wir noch ein letztes Mal unser Verhandlungsgeschick beweisen, um einen vernünftigen Preis für die Taxifahrt nzum Flughafen zu erhalten. Das richtige Abenteur Heimreise began erst später. Unser Flug aus Yangon landete mit einer Stunde Verspätung in Kunming. Dort mussten wir erst einmal durch die Einreiseformalitäten für China, dann unser Gepäck einsammeln und für die Weiterreise einchecken. Bis wir nur unser Gepäck wieder in den Händen hielten, hätte der Weiterflug nach Peking bereits die Türen schliessen sollen. Wir checkten dennoch Lenka’s Rucksack auf den späteren Flug ein und nahmen den Rest als Handgepäck mit. Schade, dass ich mein schweizer Taschenmesser noch im Rucksack hatte, den Zöllner hat’s gefreut, er gab sich jedoch Mühe dies zu verbergen. Nach einem Sprint quer durch den Flughafen Kunming stellten wir am Gate fest, dass der Weiterflug ebenfalls verspätet war und die Kollegen von China Eastern Airlines noch nicht einmal mit dem Boarding begonnen hatten. Gut, dass uns das niemand gesagt hat. Immerhin verstanden die Kollegen in Peking dann ziemlich schnell, dass sie Lenka’s Rucksack am nächsten Morgen in ihr Büro liefern sollten, was dann auch einwandfrei funktionierte…
Noch lange werden wir uns an diesen friedlichen Urlaub mit entspannten Leuten erinnern. Gerade wenn man nach China zurückkehrt, stellt man fest, wie entspannt das Leben in Myanmar vor sich geht…