Während Bagan sicher noch die ein oder andere Üeberraschung zu bieten gehabt hätte, hatten wir nach einem sehr vollen Tag für unser Gefühl genügend Pagoden gesehen. Die Frage, wie wir die letzten Tag verbringen sollten, beantworteten wir mit Monywa und zum Schluss noch Mandalay. Nach einer knapp 4-stündigen Busfahrt verloren wir uns erst einmal in den staubigen Strassen von Monywa, bevor wir am folgenden Tag eine interessante Ausfahrt rund um das Städtchen machten…
In aller Gemütlichkeit genossen wir unser letztes Frühstück auf der Dachterrasse des Golden Myanmar Guesthouses in Nyuang U, bevor wir uns zu Fuss zur Busstation aufmachten. Die Morgensonne, welche uns entgegenstrahlte, tauchte die Hauptstrasse in Nyaung U in ein goldenes Licht, welches die Mopedfahrer im Staub surreal erscheinen liess. Schlussendlich standen wir am Ticketschalter, an welchem wir am Vorabend die Fahrkarten nach Monywa gekauft hatten. Nach unserer Erfahrung in Kalaw waren wir hier wenig erstaunt, dass vom Bus zur Abfahrtszeit weit und breit noch nichts zu sehen war. Rund eine halbe Stunde zu spät tauchte er dann doch auf und wir waren hocherfreut, dass unsere Beine einmal mehr zwischen die Sitze passten, wenn auch nur knapp.
Der Bus folgte zunächst dem Ayeyarwaddy bis Pakkokku, wo wir nach Norden abbogen um dem Chindwin River zu folgen. Beide Flüsse überquerten wir auf riesigen Brücken, welche während der Trockenzeit völlig überdimensioniert erscheinen. Auch die Flussbette der beiden Flüsse erscheinen viel zu breit für beide Flüsse. Myanmar wäre sicher auch einmal eine Reise während der Regenzeit wert, um den Unterschied zu beobachten.
In einem kleinen Dörfchen nach Pakkokku wurde unser Bus von einigen Verkäuferinnen belagert, welche uns etwas zum Essen anboten. Obwohl wir nicht genau wussten, was es war, kauften wir zwei Stück von dem weissen Kuchen. Beim Mittagsstop um halb zwölf (muss auch ein Ritual in Myanmar sein), fanden wir dann heraus, dass wir zwei leckere Stücke Kokoskuchen gekauft hatten. Leicht süss und sehr lecker!
Kurze Zeit später trafen wir in Monywa ein. Mit einer deutschen Touristin verhandelten wir mit einem Tuk-tuk Fahrer, dass er uns zu einem Hotel im Stadtzentrum fahren sollte. Natürlich brachte er uns zum einzigen Hotel, welches in den Reiseführern aufgelistet ist, wo wir dann doch noch ein sauberes Zimmer zu einem halbwegs vernünftigen Preis erhielten. Glücklicherweise lag das Hotel in der Nähe des Stadtzentrums, so dass wir uns gleich zu Fuss auf den Weg machten, um die Strassen von Monywa unsicher zu machen. Neben vielen kleinen und etwas grösseren Pagoden fanden wir auch den Markt. Auch hier gab es wieder vieles zu sehen und zu entdecken. Irgendwann standen wir wohl in der Grosshandelsstrasse für Zwiebeln und Kartoffeln. Ganze Geschäfte boten jeweils nur ein Produkt, allerdings in grossen Mengen, an.
So wie wir in Monywa betrachtet wurden, gab es wohl definitiv sehr wenige Touristen dort. Ein nettes Erlebnis hatten wir bei einem kleinen Geschäftchen, wo einige Mädchen mit Handy und Tablet spielten. Da beide Geräte eine Kamera eingebaut hatten, wollten sie natürlich ein Bild von den seltenen Gästen machen. Wir stellten uns in Pose, nur um uns gleich anschliessend zu revanchieren. Fast wie im Zoo: wer schaut wem?
Abendessen fanden wir in einem kleinen vegetarischen und alkoholfreien, also richtig gesunden, Restaurant ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Einmal mehr gab es nur eine Mahlzeit: Reis mit Gemüse und Tomatensalat. Der Tomatensalat in Myanmar war uns mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Die Sauce mit Erdnüssen und etwas Sesam, sowie dem dunkeln Essig war sehr erfrischend. Und an diesem Abend sollte es der beste Tomatensalat unserer Reise sein.
Für den folgenden Tag hatten wir uns entschieden die Sehenswürdigkeiten rund um Monywa zu besuchen: die Buddhahöhlen von Pho Win Daung, das bunte Kloster Thanboddhay und den Riesenbuddha Boddhi Tataung. Doch erst einmal musste ein Transportmittel her. Am günstigsten wären Motorräder mit Fahrer gewesen, doch hatten wir nicht wirklich Lust uns einen ganzen Tag hinten auf einem Motorrad festzuklammern. Wir begaben uns an eine Ecke, an welcher verschiedene Fahrzeuge standen und begannen rumzufragen. Ein Tuk-Tuk Fahrer bot uns den ganzen Tag für 45 US$ an. Nach einigem verhandeln wollte er noch 40 US$ haben. Ein Autofahrer wollte dann 60 US$, nach etwas Rabatt noch 50 US$. Zum Gluck hatten wir in der Zwischenzeit gelernt, wie man in Myanmar verhandelt: man stellt sich hin, nennt seine Bedingungen und wartet, bis entweder einer die Bedingungen akzeptiert oder ein neuer neugieriger Anbieter vorbeikommt. So kam es, dass wir nach nicht einmal 10 Minuten unseren Zielpreis von 30 US$ erreichten und mit einem Tuk-Tuk unterwegs waren.
Bald mussten wir zwei Dinge feststellen: erstens würde die Fahrt sehr lange dauern und zweiten würde wir vom Tuk-Tuk aus die Landschaft und die Dörfchen viel besser beobachten können, als z.B. aus einem schnellen Auto. Wir genossen den Wind, welcher uns um die Köpfe bliess und welcher uns auch Mittags schön kühl hielt. Nach knapp 2 Stunden durch Palmenplantagen, an Kupferminen vorbei und zum Schluss durch einen Wald erreichten wir unser Ziel, die Buddhahöhlen von Pho Win Daung.
Wir fanden den Eingang, wo wir um ein Eintrittsgeld erleichtert wurden und wurden gleich von einem ehrenamtliche Führer in Beschlag genommen. Obwohl uns dieser sehr dubios erschien, gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Seine Erläuterungen waren sehr einfach (entweder war eine Höhle aus dem 9., 13. oder 14. Jahrhundert, was zumindest nicht mit den Informationen zusammenpasste, welche wir hatten), jedoch konnte er uns die schönsten Höhlen zeigen. So kamen wir ohne Umstände zu den sehr gut erhaltenen, manchmal aber auch sehr stark renovierten Höhlen.
Um von Pho Win Daung zu unseren beiden anderen Tageszielen zu kommen, mussten wir erst einmal wieder Richtung Osten zurück nach Monywa fahren. Für eine unfallfreie Fahrt nahmen wir noch einen Mönch mit, welcher uns in sehr gebrochenem Englisch erklärte, welches Kupfer- und Goldminen, und welche von den Japanern und welche von den Chinesen betrieben werden. Für die Rückfahrt hat sich unser Fahrer für eine etwas riskantere Variante als den grossen Umweg über die Chindwin-Brücke entschieden. Er wollte sein Tuk-Tuk auf einer «Fähre» übersetzen.
Normalerweise werden auf den Schiffchen, welche in sehr kurzen Zeitabständen den Fluss überqueren, nur Motorräder uns Passagiere transportiert. Die kleine Rampe, über welche die Vehikel auf die Fähre kamen waren aus dünnen Brettern gebaut. Wir beobachteten das Treiben am Landesteg, bis unser Fahrer und der Mönch ausgehandelt hatten, dass sie überhaupt mitfahren durften und zu welchem Preis. Der Mönch erklärte dann, dass alles sehr «special» sei. Die gute Nachricht war, dass wir mitfahren durften, allerdings mussten natürlich die Ausländer noch etwas extra dafür bezahlen.
Das Verladen des Tuk-Tuk verlief ohne grössere Zwischenfälle, obwohl der Steg nur wenige Zentimeter breiter war, als das Gefährt. Wir genossen die Kurze Fahrt über den Chindwin River und warteten auf der anderen Seite bis alle Motorräder abgeladen waren. Das Tuk-Tuk blieb prompt mit dem Dach an einem Pfahl beim Ausbooten hängen. Eine gute Gelegenheit als Tourist die Einheimischen zu überraschen, wenn man beim Schieben mithilft, um das Tuk-Tuk an Land zu bringen.
In Monywa setzten wir unseren Mönch ab und fuhren weiter zum Thanboddhay Kloster. Teilweise als Kitsch beschrieben, da indisch geprägt und dadurch sehr bunt, war für uns das Kloster eine willkommene Abwecheslung. Die halbe Million an grossen und kleinen Buddhas strahlten eine ganz besondere Atmosphäre aus und man fühlte sich im Kloster wie in einer Märchenwelt.
Tatsächlich hat das Kloster einiges im Üebermass: neben den vielen Buddhas im und rund ums Kloster, ist das Dach von hunderten kleinen goldenen Pagoden bedeck. Hier hat sich wirklich jemand ausgetobt!
Von Thanboddhay fuhren wir 7 Kilometer weiter nach Osten, um zu einer weiteren beeindruckenden heiligen Stätte zu gelangen: Boddhi Tataung. Wenn auch nicht hunderte von Jahren alt, sondern gerade mal in 2008 fertiggestellt, war schon der Anblick bei der Annäherung überwältigend. Die goldene, ungefähr 130m hohe Statue hob sich wunderschön glänzend vom dunkelblauen Himmel ab. Je näher man den Statuen kam, desto überwältigender wurden sie.
Wir erklommen die Stufen, erst zur Pagode unterhalb der beiden Statuen, um die Aussicht auf den stehenden und den liegenden Buddha in der Sonne am Spätnachmittag zu geniessen. Als wir die letzten Stufen auf den Hügel gemeistert hatten, brachen wir uns beinahe das Genick schon am liegenden, später am stehenden Buddha, wollten man deren Köpfe sehen. Leider war es schon kurzvor 5 Uhr nachmittags, so dass wir die stehende Statue nicht mehr erklimmen konnten. Nichts destotrotz genossen wir den Ausblick über die Ebene, welche sich unter den Buddhas ausbreitet. Wir stellten fest, dass noch ein dritter Buddha, welcher auf dem Rücken liegt, im Bau ist. Die Riesenfüsse waren auf jeden Fall schon fertig und ragten auch schon dutzende von Metern in den Himmel.
Auf der Rückfahrt baten wir unseren Tuk-Tuk Fahrer eine kleine Schleife über den Busbahnhof zu machen, so dass wir uns Fahrkarten für den nächsten Morgen nach Mandalay kaufen konnten. Auch wenn wir den ganzen Tag auf dem Tuk-Tuk verbracht hatten, so war es doch ein sehr erlebnisreicher Tag, an welchem wir wieder vieles über Myanmar gelernt hatten. Nach der Dusche um den Staub abzuwaschen, genossen wir unser Abendessen in einem lauten Restaurant, bevor wir uns in unsere Betten verkrochen. Am nächsten Morgen fuhr der Bus dann Richtung Mandalay…