Obwohl wir nur 2 Wochen Urlaub in Myanmar hatten, entschieden wir uns für einen 3-tägigen Trek vom Inle See nach Kalaw. Wir hatten etwas die Befürchtung, dass der Besuch von Dörfchen und einheimischen Familien etwas gestellt wären. Der Trek führte von der Nähe von Inthein, am Inle See gelegen, durch eine Hügellandschaft, durch Reis- und Chillifelder und durch kleine Dörfchen, in das Provinzstädtchen Kalaw. Kalaw, bekannt für die vielen Treks rund um das Dorf und zum Inle See, ist ein Touristenmagnet, welcher auch viele Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Aber erst mussten wir unser Ziel erreichen und obwohl es Winter war, brannte die Sonne vom Himmel…
Das erste Wtück der Wanderung führte uns Weg vom Inle See ein enges Tal hoch, in welchem wir von unserem Führer erste Erklärungen zu den Prinzipien der Landwirtschaft erhielten. Nach rund einer halben Stunde öffnete sich das Tal und wir erreichten eine Hochebene, welche beinahe vollständig von unterschiedlichsten Felder bedeck war. Nur noch vereinzelt standen Bäume da, ein Resultat der Tatsache, dass Holz nicht nur als Baumaterial, sondern auch als Brennmaterial verwendet wird. Familien, welche selber keinen Wald besitzen, müssen ihr Brennholz mühsam von öffentlichem Land einsammeln. So sahen wir einige Frauen, welche dürre Zweige und Óste vom Boden einsammelten und zurück in ihr Dorf brachten. Eine weitere unerwartete Antwort erhielten wir von Kyaw Min, als er uns erklärte, dass Kühe weder für Milch, noch für Fleisch, sondern exklusiv für den Dung gehalten warden. Wurde dieser früher auch zum heizen und kochen verwendet, dient er heute als Dünger auf den Feldern.
Bald stellten wir fest, dass sich das Leben in Myanmar über beinahe 2 Jahrhunderte in Europa erstreckt: Während viele Leute ein Smartphone resp. zumindest ein Handy besitzen, gibt es doch noch einen sehr einfachen Lebenstil:
- Das Pflügen von Felder mit Hilfe von Ochsen
- Ochsenkarren als Transportmittel
- Das Kochen auf offenem Feuer
- Handverarbeitete Kuhfladen als Dünger
- Sehr beschränkt verfügbare Elektrizität und häufig höchstens ein Fernseher pro Dorf
- Kein fliessendes Wasser in den Haushalten
- Keine Kanalisation
Unsere Wanderung durch das ländliche Myanmar zeigte uns doch ein doch ganz anderes Myanmar, als was wir aus den Städten mit Hotels mit WiFi und heissem Wasser so kannten.

Kyaw Min, under Führer, kannte nicht nur den weg, sondern wusste auch viel über die lokalen Gegebenheiten zu berichten
- Ming-ah-la-ba: Hallo
- Da-da or thua-mey: Tschüss
- Tschje-tsu-be: Danke
- Tschje-tsu-diän-ba-de: Vielen Dank
- Tschje-bah-de: Bitteschön
In der Nacht merkten wir sehr schnell, warum uns drei dicke Decken zur Verfügung gestellt wurden. War es tagsüber bei stahlblauem Himmel über 30 Grad, waren die Nächte eiskalt. Und natürlich wurde die tiefste Temperatur erreicht, als es Zeit zum Aufstehen war! Wir genossen den Sonnenaufgang und die Dorfatmosphäre kurz danach, bevor wir nach einem ausgiebigen Frühstück Richtung Westen weiterzogen.
Auf dem Weg aus dem Dorf mussten wir feststellen, dass all die Bauern, welche ihre Häuser den Toursiten für eine Üebernachtung anboten bald professionelle Konkurrenz erhalten würden. Eine Firma aus Yangon baut am Dorfausgang ein neues Guesthouse! Als Gegenleistung für die Baugenehmigung verlangte der Óltestenrat des Dorfes, dass die Firma eine Strasse durch das enge, steile Tal Richtung Westen bauen musste.
Dass die Menschheut zum Glücklichsein gar nicht viel braucht, bewies uns bald ein junger Einheimischer: voller Inbrunst singend trug er seinen Bambusstamm durch das hügelige Land. Mit dem leichten Nebel eine surreale Szene…
Am zweiten Tag unserer Wanderung erhielten wir eine ganze Reihe weiterer, typischer Eindrücke von Myanmar. Ausserhalb des Dorfes, welches wir um die Mittagszeit durchquerten, gab es beinahe keine motorgetriebene Fortbewegung. Die Leuten waren entweder zu Fuss oder auf Ochsen oder Ochskarren unterwegs. Während die Touristen bei der grössten Hitze durch die Landschaft wanderten, wuschen die Einheimischen ihre Tiere und sich selbst an einer Quelle.
Eine Lektion, welche ich ebenfalls lernen musste war, dass die Sonne in Myanmar auch im Winter heiss brennt. Unsere Wanderung führte über drei Tage von Ost nach West, so dass das bisschen Sonnencreme, welches ich auf meinem linken Arm jeweils verteilt hatte, nicht viel nützte. Zum ersten Mal hatte ich wegen Sonnenbrandes eine geschwollene Hand… Zum Gluck heilte diese jedoch sehr zügig.
Unsere zweite Nacht verbrachten wir ganz oben auf einer Hügelkette, welche sich von Nord nach Süd erstreckte. Dies gab uns nicht nur die Möglichkeit den Sonnenuntergang, sondern auch am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu beobachten. Dadurch dass wir auch in der Höhe waren, kühlte sich die Luft in der Nacht nicht ganz so stark ab und wir kamen mit zwei Wolldecken durch die Nacht. Die kühle Luft sammelte sich nachts in den Tälern und kondensierte zu Nebel. Der Sonnenaufgang über nebligen Tälern war sicher einer der bleibenden Eindrücke der Reise.
Wir genossen den Sonnenaufgang und das ausgiebige Frühstück so lange, dass wir mit einer Stunde Verspätung Richtung Kalaw aufbrachen. Den Preis dafür bezahlten wir dann nachmittags, als wir in der sengenden Sonne den letzten Aufstieg Richtung Kalaw bewältigten.
Nach einer kurzen Suche nach einer Bleibe für die Nacht und dem Kauf eines Busbilletes nach Bagan für den nächsten Tag, hatten wir nichts mehr besseres zu tun, als uns ein nettes Restaurant für das Abendessen zu suchen. Wir genossen einmal mehr typisches Essen von und im Shan State während wir genüsslich unsere Schenkel zum Ausruhen unter den Tisch streckten.
Während wir von anderen Leuten Beschwerden über die Wanderung hörten, weil sie „nur“ durch bewirtschaftetes Land führten, hatten wir sehr viel Interessantes über das Leben im ländlichen Myanmar gesehen und gehört. Nur an eines würden wir nächstes Mal bestimmt denken: Mehr Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor!