Kalaw: 3 Tage Richtung Westen

Obwohl wir nur 2 Wochen Urlaub in Myanmar hatten, entschieden wir uns für einen 3-tägigen Trek vom Inle See nach Kalaw. Wir hatten etwas die Befürchtung, dass der Besuch von Dörfchen und einheimischen Familien etwas gestellt wären. Der Trek führte von der Nähe von Inthein, am Inle See gelegen, durch eine Hügellandschaft, durch Reis- und Chillifelder und durch kleine Dörfchen, in das Provinzstädtchen Kalaw. Kalaw, bekannt für die vielen Treks rund um das Dorf und zum Inle See, ist ein Touristenmagnet, welcher auch viele Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Aber erst mussten wir unser Ziel erreichen und obwohl es Winter war, brannte die Sonne vom Himmel…

Transportmittel #1 auf dem Inle See um den Trekbeginn Nahe Inthein zu erreichen

Transportmittel #1 auf dem Inle See um den Trekbeginn Nahe Inthein zu erreichen

Wir verliessen unser Hotel am frühen Morgen um einen etwas überraschten Bootsführer beim Hafen zu treffen. Da wir als Treffpunkt ein Hotel gewählt hatten, folgerte der Kollege, dass wir auch dort wohnen würden, jedoch war dies nicht der Fall. Auf dem Weg nach Inthein machten wir einen Zwischenhalt im Paradise Inle Resort um unsere Weggefährten Sibylle und Klemens, welche den Trek organisiert und uns dazu eingeladen hatten. Nach unserer letzten Seeüberquerung durch die schwimmenden Gärten trafen wir schlussendlich auf unseren Führer für die nächsten drei Tage, Kyaw Min (ausgesprochen: Tschau Min).

Schweizer Wanderer auf fruchtbarer Myanmarerde

Schweizer Wanderer auf fruchtbarer Myanmarerde

Das erste Wtück der Wanderung führte uns Weg vom Inle See ein enges Tal hoch, in welchem wir von unserem Führer erste Erklärungen zu den Prinzipien der Landwirtschaft erhielten. Nach rund einer halben Stunde öffnete sich das Tal und wir erreichten eine Hochebene, welche beinahe vollständig von unterschiedlichsten Felder bedeck war. Nur noch vereinzelt standen Bäume da, ein Resultat der Tatsache, dass Holz nicht nur als Baumaterial, sondern auch als Brennmaterial verwendet wird. Familien, welche selber keinen Wald besitzen, müssen ihr Brennholz mühsam von öffentlichem Land einsammeln. So sahen wir einige Frauen, welche dürre Zweige und ûste vom Boden einsammelten und zurück in ihr Dorf brachten. Eine weitere unerwartete Antwort erhielten wir von Kyaw Min, als er uns erklärte, dass Kühe weder für Milch, noch für Fleisch, sondern exklusiv für den Dung gehalten warden. Wurde dieser früher auch zum heizen und kochen verwendet, dient er heute als Dünger auf den Feldern.

Lokale Zutat für scharfes Essen

Lokale Zutat für scharfes Essen

Bald stellten wir fest, dass sich das Leben in Myanmar über beinahe 2 Jahrhunderte in Europa erstreckt: Während viele Leute ein Smartphone resp. zumindest ein Handy besitzen, gibt es doch noch einen sehr einfachen Lebenstil:

  • Das Pflügen von Felder mit Hilfe von Ochsen
  • Ochsenkarren als Transportmittel
  • Das Kochen auf offenem Feuer
  • Handverarbeitete Kuhfladen als Dünger
  • Sehr beschränkt verfügbare Elektrizität und häufig höchstens ein Fernseher pro Dorf
  • Kein fliessendes Wasser in den Haushalten
  • Keine Kanalisation

Unsere Wanderung durch das ländliche Myanmar zeigte uns doch ein doch ganz anderes Myanmar, als was wir aus den Städten mit Hotels mit WiFi und heissem Wasser so kannten.

Neugierige Einheimische mit Sonnencreme im Gesicht

Neugierige Einheimische mit Sonnencreme im Gesicht

Hatten wir an unserem ersten Wandermorgen noch einige andere Touristengruppen gesehen, so sollten es auf dem weiteren Trek nicht mehr viele sein. Anscheinend zu unserem Gluck hatte Kyaw Min für uns den etwas weiteren Weg ausgesucht und trafen so auch auf Leute, welche nicht ganz so viele Touristen sahen. Die Neugierde, speziell der Kinder, beeindruckte uns immer wieder. Dies gab uns die Möglichkeit mit den Einheimischen wenigstens ein bisschen Kontakt aufzunehmen, da Kyaw Min beim Üebersetzen half. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass mit den aufgeweckten Kindern etwas zu spielen.

Kyaw Min, under Führer, kannte nicht nur den weg, sondern wusste auch viel über die lokalen Gegebenheiten zu berichten

Kyaw Min, under Führer, kannte nicht nur den weg, sondern wusste auch viel über die lokalen Gegebenheiten zu berichten

Neben den vielen interessanten Beobachtungen, welche wir in den Dörfchen machen konnten, lernten wir durch Kyaw Min viel über das Leben der Leute. Geduldig stellate er sicher, dass der Wissensdurst der vier Wanderer gestillt wurde. Eines der wichtigsten Dinge, welches er uns lehrte, war ein sehr grundlegendes Vokabular (ungefähre Aussprache):

  • Ming-ah-la-ba: Hallo
  • Da-da or thua-mey: Tschüss
  • Tschje-tsu-be: Danke
  • Tschje-tsu-diän-ba-de: Vielen Dank
  • Tschje-bah-de: Bitteschön
Wer schaut wem? Nicht nur die Touristen waren neugierig

Wer schaut wem? Nicht nur die Touristen waren neugierig

Kinder in aller Welt mögen Fotos!

Kinder in aller Welt mögen Fotos!

Während wir viel beobachtet und gelernt hatten, waren wir doch überrascht, dass Kyaw Min’s Bruder uns begleitet hatte. Allerdings nicht um unser Guide zu sein oder mehr zu lernen, sondern als Koch. Als wir abends unser bequemes zu Hause mit den dünnen Matrazen und drei Wolldecken pro Person gezeigt bekamen, begann er sein Werk in der Küche. Nach einer sehr kalten Dusche, für welche wir das Wasser mit einer Schüssel aus einem Fass schöpften, war für uns ein feudales Abendessen aufgetischt. Für die Einheimischen wohl ein Festmahl, für uns ein normales Abendessen. Wir liessen den Abend bei unseren Gastgebern in der Küche bei etwas English/myanmarischer Konversation ausklingen.

Frühmorgens in Myanmar auf dem Land

Frühmorgens in Myanmar auf dem Land

In der Nacht merkten wir sehr schnell, warum uns drei dicke Decken zur Verfügung gestellt wurden. War es tagsüber bei stahlblauem Himmel über 30 Grad, waren die Nächte eiskalt. Und natürlich wurde die tiefste Temperatur erreicht, als es Zeit zum Aufstehen war! Wir genossen den Sonnenaufgang und die Dorfatmosphäre kurz danach, bevor wir nach einem ausgiebigen Frühstück Richtung Westen weiterzogen.

Die Hauptquelle für Kohlenhydrate in Myanmar: Reis

Die Hauptquelle für Kohlenhydrate in Myanmar: Reis

Auf dem Weg aus dem Dorf mussten wir feststellen, dass all die Bauern, welche ihre Häuser den Toursiten für eine Üebernachtung anboten bald professionelle Konkurrenz erhalten würden. Eine Firma aus Yangon baut am Dorfausgang ein neues Guesthouse! Als Gegenleistung für die Baugenehmigung verlangte der ûltestenrat des Dorfes, dass die Firma eine Strasse durch das enge, steile Tal Richtung Westen bauen musste.

Das Wandern ist des Myanmarer's Lust

Das Wandern ist des Myanmarer’s Lust

Dass die Menschheut zum Glücklichsein gar nicht viel braucht, bewies uns bald ein junger Einheimischer: voller Inbrunst singend trug er seinen Bambusstamm durch das hügelige Land. Mit dem leichten Nebel eine surreale Szene…

Mehr als 150 Jahr Fortschritt: vom Pflügen mit Ochsen bis zum Smartphone

Mehr als 150 Jahr Fortschritt: vom Pflügen mit Ochsen bis zum Smartphone

Auch eine verbreitete Art der Fortbewegung: auf dem Ochsenkarren

Auch eine verbreitete Art der Fortbewegung: auf dem Ochsenkarren

Am zweiten Tag unserer Wanderung erhielten wir eine ganze Reihe weiterer, typischer Eindrücke von Myanmar. Ausserhalb des Dorfes, welches wir um die Mittagszeit durchquerten, gab es beinahe keine motorgetriebene Fortbewegung. Die Leuten waren entweder zu Fuss oder auf Ochsen oder Ochskarren unterwegs. Während die Touristen bei der grössten Hitze durch die Landschaft wanderten, wuschen die Einheimischen ihre Tiere und sich selbst an einer Quelle.
Eine Lektion, welche ich ebenfalls lernen musste war, dass die Sonne in Myanmar auch im Winter heiss brennt. Unsere Wanderung führte über drei Tage von Ost nach West, so dass das bisschen Sonnencreme, welches ich auf meinem linken Arm jeweils verteilt hatte, nicht viel nützte. Zum ersten Mal hatte ich wegen Sonnenbrandes eine geschwollene Hand… Zum Gluck heilte diese jedoch sehr zügig.

Die fruchtbaren Hügel von Myanmar

Die fruchtbaren Hügel von Myanmar

Unsere zweite Nacht verbrachten wir ganz oben auf einer Hügelkette, welche sich von Nord nach Süd erstreckte. Dies gab uns nicht nur die Möglichkeit den Sonnenuntergang, sondern auch am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu beobachten. Dadurch dass wir auch in der Höhe waren, kühlte sich die Luft in der Nacht nicht ganz so stark ab und wir kamen mit zwei Wolldecken durch die Nacht. Die kühle Luft sammelte sich nachts in den Tälern und kondensierte zu Nebel. Der Sonnenaufgang über nebligen Tälern war sicher einer der bleibenden Eindrücke der Reise.
Wir genossen den Sonnenaufgang und das ausgiebige Frühstück so lange, dass wir mit einer Stunde Verspätung Richtung Kalaw aufbrachen. Den Preis dafür bezahlten wir dann nachmittags, als wir in der sengenden Sonne den letzten Aufstieg Richtung Kalaw bewältigten.

Herrliche Aussicht vom Grat auf die Knoblauchfelder der Wintersaison

Herrliche Aussicht vom Grat auf die Knoblauchfelder der Wintersaison

Nach einer kurzen Suche nach einer Bleibe für die Nacht und dem Kauf eines Busbilletes nach Bagan für den nächsten Tag, hatten wir nichts mehr besseres zu tun, als uns ein nettes Restaurant für das Abendessen zu suchen. Wir genossen einmal mehr typisches Essen von und im Shan State während wir genüsslich unsere Schenkel zum Ausruhen unter den Tisch streckten.
Während wir von anderen Leuten Beschwerden über die Wanderung hörten, weil sie «nur» durch bewirtschaftetes Land führten, hatten wir sehr viel Interessantes über das Leben im ländlichen Myanmar gesehen und gehört. Nur an eines würden wir nächstes Mal bestimmt denken: Mehr Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor!