Nach unseren ersten Eindrücken von Kambodscha im Hinterland, machten wir uns Phnom Penh aus auf Richtung Meer. Einmal mehr umgingen wir erfolgreich, wenn auch nicht auf effizienteste Weise, die Gebühren der Gasthäuser und Agenturen und beschaften unser Busticket direkt bei der Busgesellschaft. Nach rund 6 Stunden waren wir in einer ganz anderen Welt. Diese Welt war geprägt von Strand und Palmen, von Ruhe und Ausspannen. Und natürlich auch einer ganz anderen Atmosphäre gegenüber den Touristen.
Früh morgens machten wir uns auf den Weg von unserem Guesthouse um per Tuk-tuk zu einem Platz etwas im Westen von Phnom Penh gelegen, um eine Fahrt nach Sihanoukville, an der kambodschanischen Meeresküste gelegen, zu ergattern. Der Tuk-tuk Fahrer lieferte uns direkt vor einigen Büros von Busgesellschaften ab, so dass wir mit dem Shopping von Busfahrkarten beginnen konnten. Auch wenn die Preise sich «nur» um 3 Dollars unterschieden, so machte dies doch bis zu 50% des Fahrkartenpreises aus. Wir fanden etwas günstiges, mussten aber noch eine gute Stunde auf den Bus warten. Wir taten dies indem wir uns erst einmal gemütlich an einen Stand setzten und unsere Portion Reis mit Ei und in meinem Fall mit etwas Fleisch zu genehmigen.
Etwas zu spät traf schliesslich unser Bus ein, bereits zu zwei Dritteln mit Ausländern und einigen wenigen Einheimischen gefüllt. Die meisten Touristen waren etwas übernächtigt, da sie anscheinend mit dem Bus über Nacht aus Siem Reap angekommen waren. Der Rest hatte wohl nur das Nachtleben in Phnom Penh etwas ausgedehnter genossen. Nach einem Stop nach rund 3 Stunden trafen wir gegen 15 Uhr am Busbahnhof in Sihanoukville ein. Der Bus wurde einmal mehr belagert von Tuk-tuk Fahrern welche die potentielle Kundschaft zum Hafen für eine Fahrt nach Koh Rong oder an einen der Strände fahren wollten. Wir liessen den Trubel erst etwas abklingen und begannen unsere Verhandlungen mit den Tuk-tuk Fahrern nach einem Gang zur Toilette. Erleichterte das Verhandeln ungemein. Wir schafften es einmal mehr den geforderten Preis zu halbieren und waren bald unterwegs zum Otres Beach.
Der ruhige Strand von Otres ist etwas ausserhalb gelegen und bietet das Meiste, was man für einen Strandaufenthalt benötigt: eine Reihe von Gasthäusern mit und ohne Bungalows, einige Restaurants und eine Menge an Reiseagenturen, die einem alles ausser der eigenen Oma verkaufen. Wir leerten unsere Kasse ganz am Ende des Strandes bei Papa Pippo, einem Italiener aus Rimini, welcher zusammen mit seinem Vater nach Kambodscha ausgewandert ist. Auf jeden Fall bot er Service nach hohem italienischem Standard und auch eine exzellente Pizza durfte nicht fehlen.
Wir genossen die Ruhe und nahmen unser erstes Bad im Meer während dieser Reise. Es folgte der Sonnenuntergang und ein gemütliches Ausklingenlassen des Tages in einer der Schaukeln, welche unter den Bäumen installiert war.
Für den nächsten Tag hatten wir uns zu einer Insel- und Schnorcheltour entschieden. Mit dem Boot wurden drei kleine dem Festland vorgelagerte Inseln angesteuert, wobei bei der ersten und der letzten Insel etwas Zeit war, um den Meeresgrund mit Taucherbrille und Schnorchel zu begutachten. Obwohl das Material von fraglicher Qualität war, genossen wir einen entspannten Tag mit einer Mittagspause von 3 Stunden während welcher wir unsere vom Reisen müden Körper im Meer entspannten. Ein Tag, welcher uns hervorragend ins Programm passte und den wir genossen.
Bereits am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Sihanoukville, dem Zentrum des Strandtourismus in Kambodscha, und nach gut zwei Stunden Fahrt im Minibus erreichten wir unser nächstes Ziel in Kampot. Das kleine Städtchen Kampot ist in der Gastronomieszene weltweit bekannt für den exzellenten Pfeffer, welcher dort angebaut wird. Ausser dem Pfeffer gibt es jedoch noch einige weitere Aktivitäten, welchen der gemeine Tourist fröhnen kann. Nach unserer Ankunft kurz vor der Mittagszeit begannen wir zu Fuss eine weitere Provinzhauptstadt von Kambodscha zu erkunden. Eine eher kurze Angelegenheit, da der Ort doch nicht so gross ist. Auf jeden Fall wussten wir bald, welche zwei Strassen der Touristenwelt gehörten und welche Bereiche urtümliches Kambodscha zu bieten hatten. Meine Mission bestand noch ein Ersatz-Display für mein Netbook zu finden. Ein Schlag beim Beladen des Songthaews in Pakse führte zu einem Riss im Glass im Innern des Displays. Mittlerweile hatte dieser sich soweit ausgebreitet, dass nur noch in der rechten unteren Ecke etwas zu sehen war. Wir fanden einen Händler, welcher ein faires Angebot unterbreitete, jedoch ein LCD Panel aus Phnom Penh herschicken lassen musste. Da wir mindestens zwei Nächte in Kampot bleiben wollten stellte dies kein weiteres Problem dar. Wir liessen das Netbook zurück und fanden später gleich um die Ecke vom Computerladen ein Restaurant, wo wir einmal mehr sehr gut und sehr günstig die lokale Küche ausprobieren konnten.
Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr holten uns die zwei Motorradfahrer ab, mit welchen wir vereinbart hatten, auf den Bokor Berg zu fahren. Der Berg war einmal bekannt dafür, dass es einen Nationalpark oben gab. Ob dieser immer noch existiert, war für uns fraglich, denn so viel wie da gebaut wurde konnten wir uns das nur sehr schwer vorstellen. Nach rund 8 Kilometern fuhren wir durch das Eingangstor des Parks und unsere Fahrer baten uns, noch Helme zu mieten. Wohl keine schlechte Idee bei der kurvigen Strasse und dem Fahrstil von einem der beiden.
Der Grund für uns auf den Bokor Berg zu fahren, waren die Ruinen von den Gebäuden, welche die Franzosen in der 1920er Jahren erstellt hatten. Noch zu sehen ist eine Kirche und das Bokor Palace Hotel, ein ehemaliges Kasino auf dem Gipfel des Berges. Ebenfalls als Ruine gibt es die Sommerresidenz von König Sihanouk, welcher Kambodscha in die Unabhängigkeit geführt hat, zu sehen. Die wunderschöne Landschaft der Hochebene auf dem Berg wird allerdings massiv umgekrempelt. Ein modernes Kasino mit riesigem Parkplatz steht schon seit Jahren und im weiteren Umfeld wird fast überall gebaut. Ein sehr gemischter Eindruck entstand und es war doch irgendwie interessant zu beobachten, wie beinahe 100-jährige Ruinen neben Tempeln und Neubauten stehen, während daneben weiter gebaut wird.
Vor unserer Rückkehr nach Kampot besuchten wir noch den Popokvil Wasserfall und stoppten beim Palast des Königs Sihanouk. In Windeseile kamen wir am Fusse des Berges wieder an, wobei wir feststellen mussten, wie sehr sich die Temperaturen zwischen Gipfel und Fuss des Berges unterschieden. Unten war schon wieder brühtender Nachmittag, so dass wir uns ein schattiges Plätchen für ein Kaltgetränk aussuchten und erst einmal dort blieben.
Um 16 Uhr stand dann noch eine Sonnenuntergangsfahrt mit dem Boot auf dem Programm, jedoch freute ich mich darauf davor noch mein repariertes Netbook einzusammeln. Die Hiobsbotschaft erhielt ich dann ziemlich bald: der Kollege in Phnom Penh hatte ein falsches LCD Panel geschickt. Ich bat den Händler das zu korrigieren und mir das Netbook am nächsten Tag nach Kep unserem nächsten Etappenort, nur 25 km östlich von Kampot gelegen, zu senden. Dies funkionierte dann schlussendlich auch und so kann ich wieder fleissig tippen und Fotos minimal aufbereiten, um allen Interessierten zu berichten was uns so widerfährt.
Der Sonnenuntergangsfahrt liessen wir noch ein leckeres Dessert folgen, bevor wir uns in unsere Unterkunft verabschiedeten, um am Blog zu arbeiten und unsere sieben Sachen für den nächsten Tag zu packen. Wir hatten mit einem Tuk-tuk Fahrer vereinbart, dass er uns durch die Sehenswürdigkeiten zwischen Kampot und Kep fahren würde um uns schlussendlich in Kep abzusetzen.
Üeberpünktlich tauchte der Tuk-tuk Fahrer am nächsten Morgen auf und wir begannen eine ausgiebige Fahrt. Unser erste Stop waren die Salzfelder direkt vor den Toren Kampots. Leider wird während der Regenzeit kein Salz produziert, so dass wir nur die leeren Felder bestaunen und durch Risse in der Wand einen Blick in die Lagerhallen erhaschen konnten. Nach einem kurzen Besuch in einem Fischerdorf, direkt an der Hauptstrasse gelegen, bog der Tuk-tuk Fahrer auf eine unbefestigte und sehr holprige Strasse ab. Die Fahrt durch Reisfelder und kleine Dörfchen lehrte uns wieder einiges über das Leben im ländlichen Kambodscha.
Besonders beeindruckt waren wir von den Bauernhöfen, welche umringt von Palmen mitten in den Reisfeldern standen. Das Gras auf den Höfen ware jeweils von den Kühen kurz gefressen, so dass es wirkte als schaute man sich einen Golfplatz an. Das Ziel der Holperfahrt war eine Höhle, welche wir so gut es mit unserem Schuhwerk und dem bisschen Licht ging, erkundeten.
Unser nächstes Ziel, hinter dem Secret Lake gelegen, interessierte uns viel mehr: die Pfefferfarm. Seit der Pfefferanbau in Kampot wieder aufgenommen wurde, sind einige Pfefferfarmen in der Gegend entstanden. Wir fragten uns während der Fahrt, welche Form die Pfefferpflanze annimmt. Wir kamen zum Schluss, dass es sich um einen Busch handeln muss. Weit gefehlt! Wir staunten nicht schlecht, als wir in der Starling Farm ankamen und die Türmchen aus Backsteinen erblickten, welche von rankendem Gewächs eingepackt waren. Die Pfefferpflanze ist also eine Ranke. Wir begutachteten die Plantage und den obligaten Shop, einmal mehr aus saison-technischen Gründen blieb uns der Besuch der Fabrik verwehrt, der Pfeffer war noch nicht zur Ernte bereit.
Der Tuk-tuk Fahrer musste noch seinen Kühlwassertank am Secret Lake auftanken und etwas später wurden wir bei unsere Bleibe für die nächsten zwei Nächte in Kep abgeliefert. Wir setzten unser Gepäck ab, suchten uns zwei Fahrräder aus und machten uns auf eine kleine Tour um Kep und Umgebung etwas zu erkunden. Zum ersten Mal stiegen wir am Krabbenmarkt ab. Wir begannen uns etwas umzuschauen und ehe wir uns versahen, hatten wir ein Kilogramm frisch gekochte erstanden. Vor unseren Augen wurden die Krabben aus dem Meer gefischt, wurden gewogen und landeten gleich im Kochtopf. Um aus den Krabben jedoch eine Mahlzeit zu machen, mussten wir uns noch Zutaten auf dem Markt zusammenkaufen. Wir setzten uns an einen der vielen Tische und begannen den Kampf mit den Krabben. Krabbenessen kannten wir beide und hatten auch schon einige Erfahrung, jedoch stellten die kleinen Tiere, wie sie hier aus dem Meer gezogen wurden, eine neue Dimension dar. Erschöpft von unserem grossen Kampf mit den 9 Tieren, musste erst einmal wieder ein Zuckerrohrsaft und ein bequemer Stuhl her, bevor wir unsere Radtour fortsetzen konnten.
Etwas ausgeruht kurvten wir weiter durch Kep, entlang des Strandes und den interessanten Pavillons mit Hängematten, bevor wir zu unserem Guesthouse zurückkehrten. Wir entschlossen uns auf der Dachterasse in unserer Unterkunft das Abendessen einzunehmen, was sich als eine sehr weise Entscheidung herausstellte: nach kurzer Zeit sah man nämlich die Blitze nicht mehr nur aus der Ferne, sondern es krachte laut direkt über unserer Herberge, so dass alle Anwesenden kurz zusammenzuckten. Der tropische Regenguss blieb natürlich auch nicht aus.
Für den ganzen Tag in Kep entschieden wir uns für einen Tag kombiniert aus etwas Anstrengung und etwas Entspannung. Wir erstanden uns Fahrkarten zur Rabbit Island, nur eine kurze Distanz vor Kep gelegen. Der aktive Teil bestand darin, die Insel in gut 3 Stunden einmal zu Fuss zu umrunden. Der ebene Weg oder die Distanz stellten weniger eine Herausforderung dar, als viel mehr das Wasser, welches nachts zuvor vom Himmel gefallen war. Bis zu knietief stand der Weg unter Wasser und kreative Lösungen zur Üeberwindung mussten her. Schlussendlich wurden wir mit einem sehr abwechslungsreichen Spaziergang belohnt. Strände wechselten sich mit Dschungel ab und die Vegetation änderte auch mit der Himmelsrichtung. Zurück an der Anlegestelle genossen wir einen exzellenten Fisch, welcher jedoch über eine Stunde in der Vorbereitung brauchte, bevor wir uns noch kurz im Meer abkühlten und schlussendlich zurück an Festland fuhren. Interessanterweise trafen wir einmal mehr auf 3 Schweizerinnen, welche mit uns die Qualen auf dem Songthaew von Pakse nach Nakasang in Laos ausgehalten hatten. So klein ist Süd-Ost Asien!
Am Abend bereiteten wir unsere sieben Sachen vor für die Reise am nächsten Tag durch die letzten rund 25 km kambodschanischer Strasse vor der Grenze zu Vietnam.