Nach unserem Abstecher in die Provinz Guizhou, ein weniger besuchtes Ziel in China, galt unsere Aufmerksamkeit nochmals einer vielbesuchten Provinz: der Provinz Yunnan im Südwesten von China gelegen. Nach einem mehr der Administration gewidmeten kurzen Besuch in der Hauptstadt Kunming zogen wir gleich weiter in die Berge im Südosten der Provinz. Neben den berühmten Reisterassen in Yuanyang gibt es auch einige Minderheiten auf engstem Raum kennenzulernen. Dazu kam zum Abschluss noch eine Monstertour per Bus durch die Berge.
Nach den überwältigenden Wasserfällen von Huangguoshu setzten wir uns am Donnerstag den 11. September um kurz nach 7 Uhr morgens in den Zug nach Kunming. Die Hauptstadt der Provinz Yunnan war für uns gegebener Zwischenstopp, da wir dort unser Visum für Laos organisieren wollten. Üeberpünktlich kamen wir mitten im Nachmittag in der Stadt an, deponierten gleich die Rucksäcke am Bahnhof und stiegen in ein Taxi zum laotischen Konsulat. Wie sich allerdings herausstellte, ist das Camelia Hotel vor einiger Zeit von der Provinzregierung in Beschlag genommen worden und die Mieter und Pächter wurden umquartiert. Der nette Sicherheitsbeamte erklärte uns, wo wir nun das Visum für Laos erhalten könnten.
Im Overseas Hotel stiessen wir auf Herrn Chen, welcher uns erklärte, dass es überhaupt kein Problem wäre, ein Visum für Laos zu organisieren. Natürlich konnte er uns für eine gute Summe RMB weiterhelfen. Da wir etwas ratlos waren über den Verbleib des laotischen Konsulats vertrauten wir ihm unsere Pässe an und machten uns auf die Suche nach einer Bleibe für die kommenden zwei Nächte. Nach einer vielmahligem Nachfragen fanden wir schliesslich eine Unterkunft, welche in unser Budget passte. Wir holten noch unsere Rucksäcke am Bahnhof ab und genehmigten uns ein leckeres Abendessen auf einem Nachtmarkt zwischen Hotel und Bahnhof. Speziell auffällig in Kunming war die Präsenz der Polizei am Bahnhof, selbst gepapnzerte Fahrzeuge mit laufendem Motor waren dort geparkt, für den Fall der Fälle. Das Ganze war wohl eine Reaktion auf den Messerattacken letztes Jahr im Bahnhof von Kunming.
Am folgenden Tag erledigten wir unser notwendiges Shopping um alle Vorräte für Laos aufzufüllen, sowie einige administrative Dinge, welche aufgelaufen waren. Zu guter letzt hatten wir auch noch etwas Zeit für Sightseeing, wobei wir einige Ecken mehr oder weniger freiwillig erkundigten. So stiessen wir auf den falschen Blumenmarkt, welcher jedoch auch ganz nett war und die Stände in den umliegenden Strassen hatten auch etwas für sich. Rechtzeitig zum Abendessen fanden wir dann auch noch den richtigen Markt im Stadtzentrum, welcher jedoch ziemlich touristisch war.
Unter anderem hatten wir uns Fahrkarten für den Bus nach Yuanyang im Südosten der Provinz organisiert. Der Bus brachte uns in knapp 7 Stunden zum Ortsteil Xinjie, dem Eingangstor zu den Terrassen.
Der Bus wurde gleich von Fahrern und Gasthausinhabern belagert. So wurden uns Fahrten in die verschiedensten Dörfer, sowie Unterkünfte angeboten. Wir folgten Belinda zu ihrem Gasthaus, schauten uns das Zimmer mit Aussicht an und verhandelten den Preis. Leider wurde aus dem angepriesenen Blick auf den Sonnenaufgang die folgenden zwei Tage nichts, denn beide Morgen präsentierten sich dicht verhangen mit Wolken.
Bevor wir an diesem Abend mit Belinda noch einen Gang Wäsche in die Wege leiteten, wurde wir von David, einem Ã-sterreicher aus Wien, angesprochen, ob wir Interesse hätten, am folgenden Tag den Sonntagsmarkt von Laomeng zu besuchen. Das Besondere an jenem Markt ist, dass von den 55 Minderheiten, welche es in China gibt, sieben bis acht zu sehen sind. Da Märkte immer einen Besuch wert sind und dieser Markt eindeutig etwas spezielles zu bieten hatte, wurden wir uns schnell einig und wir fuhren mit.
Den verhangenen und verregneten Morgen verbrachten wir erst einmal im Minibus, rund anderthalb Stunden dauerte die Fahrt von Xinjie nach Laomeng. Die Fahrt sollte sich lohnen: war der Markt ein eher üblicher Markt mit dem gängigen Angebot, war das Publikum sehr illuster. War es bei einigen Minderheiten sehr einfach sie zu identifizieren, waren andere sehr schwer von einander zu unterscheiden, mindestens für uns als Laien. Die Kombination von Tradition und Moderne produziert doch sehr interessante Resultate. So sahen wir einige Damen mit modernen Blusen bekleidet, welche jedoch an Kragen und ûrmeln um traditionelle Stickerein ergänzt wurden. Sehr kreativ!
Auf dem Rückweg nach xinjie machten wir einen Abstecher zu den Reisterrassen von Yuanyang. Üeber Laohuzui kamen wir schliesslich nach Duoyishu. Für uns den besten Ausblick auf die erntereifen Reisfelder hatten wir von einer Plattform etwas unterhalb von Bada. Die gelben Reisfelder legten sich wie ein Teppich in der Nachmittagssonne über die Berge. Während der Rest nach Xinjie zurückkehrte, stiegen wir oberhalb von Quanfuzhuang aus dem Minibus, um die Reisterrassen aus der Nähe zu begutachten. Der gut ausgebaute Wanderweg, oder vielmehr die Wanderautobahn, ist hervorragend markiert, so dass wir ohne Mühe den Weg nach Qingkou fanden. Per motorisiertem Dreirad kamen wir gegen zurück nach Xinjie, wo es ein ausgiebiges Abendessen bei Belinda`s Schwager gab.
Wir erkundigten uns für die beste Route nach Laos und wie wir diese wohl absolvieren könnten. Schlussendlich entschieden wir uns den 7:30 Bus nach Nansha zu nehmen, von wo aus wir den nächsten Bus nach Lüchun nehmen könnten. Abhängig von Transportmöglichkeiten würden wir in Lüchun übernachten oder nach Jiangcheng weiterfahren. Obwohl der Bus aus Jianshui kommend nach Lüchun 40 Minuten Verpätung hatte, erreichten wir den ersten Nachmittagsbus Richtung Jiangcheng.
Unglücklich war nur, dass jener ebenfalls Verpätung hatte und erst nach dem letzten Nachmittaqgsbus fuhr. Der Fahrer war aber topmotiviert und holte den Rückstand beinahe wieder auf. Auf jeden Fall hatten wir den zweiten Bus bis Jiangcheng wieder überholt.
Ausser dem Fahrstil des jungen Busfahrers war allerdings auch die Landschaft atemberaubend. Kamen wir aus den Bergen mit den Reisterrassen ins Tal, warteten erst mal weite, tiefe Täler auf uns. Die relativ neue Strasse bedeutete angenehmes Reisen. Nach Lüchun wurden dann die Reisfelder und Bananenplantagen zunehmends von Tee verdrängt. Was aus der Ferne zunächst nach weiteren Terrassenfeldern aussah, entpuppte sich als schön in horizontalen Reihen gepflanzten Teesträuchern. Üeber unzählige Pässe und fahrten auf dem Grat zwischen zwei Tälern erreichten wir schlussendlich um 21 Uhr das Dorf Jiangcheng.
Gleich in der Busstation wurden wir von einer gschäftstüchtigen Dame abgefangen, welche Zimmer in ihrem Hotel im Gebäude der Busstation gelegen, zu vermieten hatten. Gerne nahmen wir das Angebot an, denn nicht nur war da Zimmer sauber, auch der Preis gab überhaupt keinen Anlass zu verhandeln, wie häufig erhält man schon ein Zimmer für 5 Euro angeboten?
Nach der langen Reise vom Vortag, wussten wir nicht, was uns am zweiten Tag auf dem Weg Richtung chinesich-laotischer Grenze erwarten würde. Es stellte sich heraus, dass unser Optimismus völlig unbegründet war und die Fahrt nach Mengla weitere über 6 Stunden dauerte. Wie am Vortag hielt uns allerdings die ständig wechselnde Landschaft wach. Als wir den Abzweig nah Pu`er erblickten, wurde uns auch klar, dass wir gerade durch eine der bedeutendsten Teeanbauregionen Chinas fuhren.
Einmal in Mengla informierten wir uns zunächst gemütlich über Transportmöglichkeiten nach Laos. Da es schon 14 Uhr war, gingen wir davon aus, dass wir am nächsten Morgen mit dem ersten Bus fahren würden. Allerdings erklärte mir die Dame am Schalter, dass sie erst am nächsten morgen um 8 Uhr wissen würde, ob es auf dem 9 Uhr Bus, welcher aus Jinghong kommt, noch Plätze gäbe. Des weiteren konnten wir den Bus nach Muang Sing nicht nutzen, da nur Chinesen und Laoten den entsprechenden Grenzübergang nutzen dürften. So entschieden wir blitzschnell, den 14:30 Bus (15 Minuten später) zu nehmen und nach Luang Namtha zu fahren. Der Grenzübertritt verlief reibungslos, auch ein Visa On Arrival wäre kein Problem gewesen, wie uns die Erfahrung von Simon, einem Franzosen auf unserem Bus, zeigte. Gegen 17 Uhr Ortszeit (Laos liegt eine Stunde hinter China) wurden wir schliesslich nach zwei Tagen und Netto 18,5 Stunden Busfahren von Yuanyang kommend in Luang Namtha abgesetzt.
Die zwei wunderschönen Tage im Bus in der Zusammenfassung:
- 07:30: Abfahrt in Yuanyang, Xinjie (新街镇)
- 08:40: Ankunft in Yuanyang, Nansha (南沙镇)
- 10:00: Abfahrt in Yuanyang, Nansha nach Lüchun (绿春县)
- 12:00: Ankunft in Lüchun
- 15:10: Abfahrt in Lüchun nach Jiangcheng (江城)
- 21:00: Ankunft in Jiangcheng
- 07:20: Abfahrt in Jiangcheng nach Mengla (勐腊县)
- 14:00: Ankunft in Mengla
- 14:30: Abfahrt in Mengla zur chinesisch-laotischen Grenze
- 17:00: Ankunft in Luang Namtha
Eine Unterkunft hatten wir auch bald, womit wir uns dem ersten Beerlao und dem Abendessen auf dem Nachtmarkt widmen konnten.