Phonsavan und Vang Vieng: Himmel oder Hölle?

Die Ebene der Steinkrüge nahe Phonsavan

Die Ebene der Steinkrüge nahe Phonsavan

Nach der vielbesuchten und wunderschönen Stadt Luang Prabang machten wir uns auf den Weg in ein tragischeres Kapitel von Laos: die Hochebene rund um Phonsavan birgt einerseits über 2500 Jahre teils unerforschte Geschichte war aber andererseits während dem 2. Indochina Krieg zentrale Schauplatz, welcher heute noch unter den Spätfolgen des Krieges leidet. Anschliessend zogen wir weiter nach Vang Vieng, dem Mekka aller Backpacker in einer wunderschönen Karstlandschaft gelegen, bis vor kurzem auch noch Drogen- und Alkoholkonsumhauptstadt in Laos.

Nach unserer Lektion zum Thema Busfahrkarten buchen über Reiseagenturen in Luang Namtha entschieden wir uns in Luang Prabang unser Glück etwas herauszufordern. Durch Nachfragen in ein paar Reiseagenturen erfuhren wir, dass die Busse nach Phonsavan vom Südbusbahnhof um 8:30 fahren würden. Wir standen gegen 7 Uhr vor unserer Unterkunft und schnappten uns gleich das erste Tuk-tuk für einen passablen Preis. Am Busbahnhof kauften wir schliesslich unsere Tickets, welche (Tuk-tuk eingerechnet) rund einen Viertel günstiger waren als durch die Agentur.
Ein weiteres Kapitel Lokalbus wartete auf uns. Diese Klasse von Bussen gilt als günstigstes, langsamstes und unbequemstes Fortbewegungsmittel in Laos. Auf der anderen Seite ist es eines der wenigen Transportmittel, welches auch von den Einheimischen genutzt wird, da die Touristentransporte schlichtweg zu teuer sind. Was es zusätzlich noch bedeuten kann erfuhren wir dann unterwegs.
Bereits vor dem Mittagessen gewährte uns der Fahrer eine erste Toiletten- und Rauchpause. Dies allerdings weniger aus Gutmütigkeit, sondern auf Grund der Tatsache, dass ein Problem mit dem Bus aufgetaucht war. Während der Motor keine aussergewöhnlichen Geräusche von sich gab, war es vermutlich ein Hydraulikproblem. Denn im Verlaufe der 8-stündigen Busfahrt, welche dann doch 10 Stunden dauerte, lag der Fahrer oder Beifahrer insgesamt 4 Mal unter dem Bus und die letzten 50 Kilometer wurden kaum noch Gänge geschaltet und gebremst wurde beinahe ausschliesslich mit der Handbremse. Auf jeden Fall atmeten wir einmal tief durch, als wir endlich am Busbahnhof von Phonsavan ausstiegen. Das einzige Tuk-tuk am Bahnhof lehnten wir dankend ab, was sich als Fehler herausstellen sollte. Der Busbahnhof liegt rund 3 km ausserhalb des Zentrums, so dass wir uns zu Fuss auf den Weg machten. Nach kurzer Zeit kam uns jedoch ein weiteres Tuk-tuk entgegen und nahm uns für einen fairen Preis mit ins Zentrum.

Ansammlung Nummer 1 der Steintöpfe

Ansammlung Nummer 1 der Steintöpfe

Wir wurden direkt vor einem Guesthouse abgesetzt und erkundigten uns über freie Zimmer. Diese sahen ordentlich aus, waren einfach ein kleines bisschen teurer als vorgesehen. Wir schauten usn weiter um, fanden aber nichts besseres. So nahmen wir schlussendlich die Zimmer mit einem kleinen Rabatt und meldeten uns gleich für eine Tour zu den Steinkrügen, welche die Gegend prägen, an.
Die Stadt Phonsavan auf einer der Achsen zwischen Laos und Vietnam gelegen ist ein gemischtes Städtchen, nicht nur mit Laoten und Vietnames, sondern auch mit Chinesen und Indern. Dadurch erhält der Ort ein bisschen den Charakter eine Grenzstadt, obwohl es bis zur noch rund 4 Stunden mit dem Bus dauert. In einem entsprechenden Restaurant nahmen wir dann auch unser Abendessen ein; die Qualität liess dann doch etwas zu wünschen übrig.

Mittlerweile harmlose überreste des 2. Indochina Krieges vor dem Besucherzentrum in Phonsavan

Mittlerweile harmlose überreste des 2. Indochina Krieges vor dem Besucherzentrum in Phonsavan

Dafür schmeckte dann das Frühstück beim Inder am nächsten Morgen umso besser. Mit vollem Magen machten wir uns dann auf den Weg die Ebene der Steinkrüge zu entdecken. Die Tour begann im Besucherzentrum in Phonsavan, wo wir einiges über die Gegend lernen konnten. Besonders beeindruckend war allerdings all der Schrott aus dem 2. Indochina Krieg, welcher in der Gegend heute, mehr als 40 Jahre nach Kriegsende, noch Tote und Verletzte fordert. Im vergangenen Jahr gab es in der Xiengkhoung Provinz 22 Explosionen durch Üeberbleibsel aus dem Krieg, welche 50 Tote und Verletzte forderten. Während Städte und Verkehrsachsen minen- und bombenfrei sind, ist dies von der Feldern und Wäldern wohl noch lange nicht zu behaupten.

Altertümliche und neuzeitliche Geschichte Seite and Seite: Bombenkrater und die beschädigten Steinkrüge

Altertümliche und neuzeitliche Geschichte Seite and Seite: Bombenkrater und die beschädigten Steinkrüge

Neben diesem tragischen Kapitel in Phonsavan hatten wir allerdings noch eine verwunderliche Geschichte zu entdecken: die Steinkrüge von Phonsavan. Bis zu mannshohe aus dem Fels gehauene Steinkrüge liegen über die gesamte Hochebene verstreut. Während man weiss, dass die Krüge rund 2500 Jahre alt sind, ist ihr Sinn und Zweck bis heute unergründet. Während die Geschichte der Einhheimischen, dass bis zu 20 Meter grossen Riesen, welche das Land bis vor einigen Jahrhunderten besiedelt haben sollen, für die Herstellung der Steinkrüge zuständig seien bei uns ein schmunzeln ausgelöst hat, könnte man sich eher vorstellen, dass die Töpfe als letzte Ruhstädte der kremierten sterblichen Üeberreste dienten. Eine schlüssige Erklärung wird allerdings immer noch gesucht.

Es gibt grosse Töpfe...

Es gibt grosse Töpfe…

...und es gibt kleine Töpfe

…und es gibt kleine Töpfe

Wir besuchten nacheinander die Krugansammlungen 1, 2 und 3. Von den dutzenden von Ansammlungen sind anscheinend erst 6 garantiert Sprengstofffrei. Bis 2020, wenn der neue Flughafen in Phonsavan fertig gebaut werden soll, weden auch die restlichen Stätten überprüft und bereinigt sein. Wir lernten einiges über UXOs (Nicht-explodierte Üeberreste aus dem Krieg) und Steinkrüge, so dass nach einer kleinen Tour durch das Städtchen, zum Kriegsdenkmal und über den Markt ein leckeres Abendessen redlich verdient hatten.

Das Kriegsdenkmal in Phonsavan

Das Kriegsdenkmal in Phonsavan

Der Marktbetrieb im Phonsavan: es wurde alles von Eichhörnchen über Wespenlarven bis zum übliche Rest verkauft

Der Marktbetrieb im Phonsavan: es wurde alles von Eichhörnchen über Wespenlarven bis zum übliche Rest verkauft

Für dem nächsten Tag stand wieder eine längere Busfahrt auf dem Programm; sechs Stunden sollte die Fahrt von Phonsavan in das Dörfchen Vang Vieng dauern. Schon nach einer halben Stunde stand allerdings alles still. Wie sich herausstellte war ein LKW in der Gegenrichtung in die aufgeweichte Strasse eingesackt. Der Vekehr stand seit dem Vorabend an dieser Stelle der Strasse still. Als wir eintrudelten hatte bereits ein weiterer LKW grosse Steinblöcke abgeladen, welche von einem Bagger rund um den eingesunkenen LKW verteilt wurden, dass eine befahrbare Strasse entstand. Der LKW sollte wohl erst später geborgen werden. Zu allem Elend verlor der Bagger auch noch eine Raupe, so dass sich der Baggerfahrer mit der Schaufel zum Vorankommen behelfen musste. Er schien jedoch einiges an Routine mitzu bringen und nach bloss rund einer halb Stunde Wartezeit wurden die ersten Fahrzeuge talwärts durchgelassen. Zu unserem Glück gehörte unser Minibus dazu und wir konnten weiterreisen, während andere Touristen in der Gegenrichtung seit dem Vorabend noch immer festsassen.

Pech im Pech: Während die provisorische Strasse Gestalt annimmt muss der LKW Fahrer noch auf die Bergung warten

Pech im Pech: Während die provisorische Strasse Gestalt annimmt muss der LKW Fahrer noch auf die Bergung warten

Fehlende Teile der Ausrüstung sind kein Grund die Arbeit zu unterbrechen

Fehlende Teile der Ausrüstung sind kein Grund die Arbeit zu unterbrechen

Der Minibus fuhr beinahe doppelt so schnell wie der lokale Bus zwei Tage früher durch die kurvigen und holprigen Strassen. Hatte die Strecke vom Abzweig nach Vientiane bis Phonsavan mit dem lokalen Bus inkl. Pannen noch rund 5 Stunden gedauert, bewältigten wir die selbe Strecke auf dem Rückweg in nur 3 Stunden. Dafür drehten uns dann auch die Köpfe und einer der Einheimischen auf der hintersten Bank war froh ein kleines Tütchen dabeizuhaben.

Grosses Angebot für Touristen in Vang Vieng

Grosses Angebot für Touristen in Vang Vieng

Gegen 15 Uhr erreichten wir Vang Vieng, fanden ein Tuk-tuk ins Dörfchen. Anders als zwei junge Höllanderinnen, welche mit uns gefahren waren, schauten wir uns einfach ein paar Unterkünfte an und wählte die passende aus. Die zwei hingegen orientierten sich an ihrem Reiseführer und klapperten anscheinend die Unterkünfte in der Reihenfolge der Erwähnung ab, so dass wir ihnen dann wieder begegneten, als wir bereits gemütlich auf dem Weg zu einem erfrischenden Bad in einer Quelle im Vang Vieng Resort waren und sie noch mit hochroten Köpfen durch Vang Vieng irrten. Es lohnt sich manchmal den Reiseführer zur Seite zu legen und einfach nachzufragen und nachzuschauen.

Wunderschöne Karstlandschaft in Vang Vieng

Wunderschöne Karstlandschaft in Vang Vieng

Unseren Plan am Montag einen Teil der Fahrt mit dem Kajak zu bewältigen, mussten wir auf Grund mangelnden Interesses leider begraben. Zu zweit wäre die Kajakfahrt schlichtweg zu teuer gewesen. Unsere Befürchtungen in Vang Vieng mehrheitlich feiernde und vor allem betrunkene Touristen anzutreffen hat sich zum Glück nur mit einigen wenigen Ausnahmen bestätigt. Im grossen und ganzen fanden wir ein ruhiges, wunderschön gelegenes Dörfchen vor, welches allerdings im grossten Stil den jährlich einfallenden Touristen gewachsen ist.
Wir verliessen schlussendlich am Montagmorgen mit dem VIP Bus Vang Vieng Richtung Vientiane, der Hauptstadt Laos.