Nach gut zwei Wochen China war der Zeitpunkt gekommen, das Reich der Mitte ganz im Süden zu verlassen und uns gewaltig umzustellen. Umzustellen auf eine neue Sprache in Wort und Schrift, eine neue Mentalität, eine neue Kultur, kurzum auf Südostasien. Laos gilt als eines der ärmsten Länder Südostasiens und kannte bis vor wenigen Jahren kaum Tourismus. Dies hat sich allerdings schon sehr stark geändert…
Den ersten Tag in Luang Namtha, unseres ersten Zieles ganz im Norden Laos unweit der chinesischen Grenze, verbrachten wir erst einmal ganz gemächlich. Die vergangenen zwei Tage mit insgesamt 18.5 Stunden Busfahrt sassen uns noch tief in den Knochen. So orientierten wir uns erst einmal im Zentrum der Provinzhauptstadt (Dorf?) bevor wir einen kurzen Spaziergang durch die Kautschukplantagen unternahmen.
Unser erste Eindruck war Verschlafenheit. Ausser den einigen Motorrädern war auf den Strassen kaum etwas los. Die Ladenbesitzer hüteten brav ihre Läden, doch von Kunden war sehr wenig zu sehen. Die wenigen Touristen im Ort verteilten sich auch bald auf Touren und umliegende Dörfer. Ein sehr starker Kontrast zu den geschäftigen Orten Chinas die nie zur Ruhe kommen. Geradezu perfekt für einen Tag des Ausspannens.
Am Nachmittag erklommen wir den kleinen Hügel im Norden des Städtchens, auf welchem sich das Wat (Tempel) seit scheinbar einiger Zeit im Bau befindet. Etwas oberhalb des Wats stiessen wir auf die goldene Stupa, welche stolz beworben wird (inkl. Fahhradtour dorthin von einigen Reisebüros). Wir schauten uns die beiden Objekte genauestens an, bevor wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft machten. Dort genossen wir die Wärme unserer Betten zum Blogschreiben und zum Ausruhen.
Jedoch mussten wir rechtzeitig wieder auf den Beinen sein, um in der Touristinformation etwas über die Angebotenen Trekking und Kayaking Touren durch den Dschungel zu informieren.
Was wir dort allerdings vorfanden war eher etwas peinlich. Obschon das Büro hervorragenden eingerichtet uns ausgestattet scheint, war der anwesende Herr doch etwas wortkarg. Auf unsere Frage nach Touren drückte er uns einfach einige Prospekte in die Hand. Als wir in auf eine Tour in den Dschungel für den nächsten Tag ansprachen, meinte er nur trocken, dass wir uns an eine der Reiseagenturen an der Hauptstrasse wenden müssten. Dafür bräuchten wir nicht wirklich eine Touristinformation.
Schnell fanden wir eine Reiseagentur welche die von uns gewünschte Tour anbot und wir buchten gleich. Da sich bereits zwei Polen für die selbe Tour angemeldet hatten, reduzierte sich der Preis auch noch etwas. Frohen Mutes zogen wir von dannen und bald in ein Restaurant, welches für etwas mehr Geld ein ausgezeichnetes Abendessen bestehend aus Fisch süss-sauer für Lenka und Chicken Laap für mich bestand. Zusammen mit dem Fruchtsaft respektive Beerlao ein gelungener Abschluss für einen entspannten Tag.
Bereits um 8:30 Uhr wurden wir für der Reiseagentur für den Trek erwartet. Nach einer zweiten Nudelsuppe in Laos trafen wir beinahe rechtzeitig ein und wurden erst einmal informiert, dass die Polen auf Grund der heftigen Regenfälle der vorhergehenden Nacht abgesagt hätten. Also machten wir uns zu zweit mit dem Führer auf den Weg zum Markt, um erst einmal Verpflegung einzukaufen. Es war eine interessante Erfahung einem Einheimischen beim Einkauf über die Schulter zu schauen. Speziell, wie die Zutaten zum Stickyrice, welche bereits von den Verkäufern vorportioniert werden, probiert und ausgewählt werden. Schlussendlich hatten wir eine Mahlzeit mit Fisch, Bohnen und Nudeln zusammengesetzt.
Endlich ging es mit dem Tuk-tuk los Richtung Nam Ha, einem Dörfchen der Kmhu, welches am Rande des Nationalparkes liegt. Da stiessen wir auch auf das erste Problemchen des Tages: die Kollegen, welche uns mit dem Kanu über den reisenden Namtha Fluss bringen sollten sind gerade nicht anwesend. Nach einiger Zeit bat uns unser Führer dann doch zum Fussufer zu gehen und in ein schmales wackliges Kanu einzusteigen. Glücklicherweise schwappte das Wasser nur einmal in das Bötchen, dessen Oberkante gerade mal 5 Zentimeter über das Wasser hinausragte. Durch die Suche nach Üebersetzmöglichkeiten ging dafür die Erklärung des Ã-rtchens bachab.
Der Trek begann mit einem steilen Anstieg auf einem schmalen Pfad durch unberührten Dschungel. Der aufgeweichte Boden sollte für uns mehr als einmal eine richtige Herausforderung darstellen, so dass wir bis am Abend gut gepflastert aus der Wäsche schauten. Wir genossen die frische Luft und die vielfältig Natur, sofern wir uns nicht auf unsere Füsse zu konzentrieren hatten. Der Guide fand sogar kurz Zeit uns zwei-drei Pflanzen, sowie ein aufwändiges Fallensystem der Einheimischen zu erklären.
In einem verbereiteten Camp, bestehend aus einem überdachten Tisch mit zwei Bänken, verschlangen wir schon viel zu spät den Einkauf vom Morgen. Unser Guide war dann auch nach dem Essen ein bisschen im Stress. Der Stress sollte sich dann noch vergrössern, als zum Endpunkt des Treks noch eine kleine Flussüberquerung anstand. Durch die Regenzeit und den vorangegangen Regen stand der Namtha Fluss rund einen Meter höher als erwartet. An Flussüberquerung war für uns da nicht zu denken. Eine Alternative hatte der Mann leider nicht im Repertoire und stand deshalb etwas ratlos da. Wir fragten in dann später, ob der Wasserstand überraschend sei und er antwortet, dass das hohe Wasser normal sei. Dass er dies bejahte verwunderte uns dann doch sehr, denn dann hätte er von Anfang an wissen müssen, dass die Querung so nicht möglich ist.
Schlussendlich fanden wir dann doch einen Weg den Zufluss zum Namtha Fluss zu überqueren, auch wenn unter Attacke einer Riesenwespe und vier Paar nassen Füssen und Schuhen. Letzteres hätte uns während der Trockenzeit wenig ausgemacht, nur unter gegebenen Bedingungen hoffen wir immer noch, dass die Schuhe eines Tages wieder vollends trocken werden. Während die Natur ihren Job voll und ganz getan hatte und uns einen erlebnisreichen, wenn auch nassen und rutschigen Trek geboten, so hat der Guide doch an sehr vielen Stellen versagt. Man erkennt daran, dass der Tourismus zwar boomt, die Branche jedoch noch stark im Aufbau begriffen ist und die Standards teilweise noch nicht international sind.
Wir liessen den Tag bei einem leckeren Abendessen ausklingen und packten einmal mehr unsere sieben Sachen. Der nächste Tag sollte wieder eine lange Busfahrt von gut 6 Stunden von Luang Namtha nach Pakmong bringen. Die letzten 45 Minuten nach unserem nächsten Etappenort in Nong Khiaw bewätigen wir noch im Minibus. Die Fahrt führte wie zuletzt in Yunnan quer zur Flussrichtung des Wasser über unzählige Berge und durch unzählige Täler. Wenn auch sehr verschieden, bot die Fahrt durch die kleinen laotischen Dörfer und immer wieder vorbei an Erdrutschen ausgezeichnete Unterhaltung.
Der Minibusfahrer setzte uns bei einem Freund, welcher ein Guesthouse betreibt ab. Telefonisch hatten wir bereits abgemacht, dass wir uns die Zimmer mal anschauen würden. Da sich der Fahrer eine Kommission versprach war er dann sehr unglücklich, dass wir von dannen zogen ohne das Zimmer zu nehmen. Wir wollten dann doch noch einige Vergleichsangebote haben. Schlussendlich fanden wir dann ein sehr schönes Zimmer and zentraler Lage für etwas mehr als den halben Preis, einfach ohne den direkten Flussanstoss.
Wir erkundeten den Ort und stiessen auf Amish, ein Neuseeländer, welcher in Nong Khiaw ein Hostel mit Reiseagentur betreibt. Wir buchten bei ihm die anscheinende weltberühmte 100 Wasserfälletour für den nächsten Tag. Die Tour führt von einem Dörfchen rund 1 Stunde südlich von Nong Khiaw mit dem Schiff durch Mais-, Hopfen- und Reisfelder zu einem imposanten Wasserfallsystem, welches über (je nach dem wie mal zählt) 100 Stufen das Wasser vom Berg ins Tal führt. Für uns eine neue Erfahrung über die Steine mit rauher Oberfläche einen Bergbach hochzusteigen. Und all dies eingerahmt von der wilden Natur wie sie nur in subtropischen Regionen zu finden ist. Während wir nasser als zwei Tage zuvor in Luang Namtha am Abend zurück in unserer Unterkunft ankamen, so waren wir doch begeisterter von der Eintagestour. Nicht nur wurden wir von einem kompetenten Team von Guides begleitet, sondern die Landschaft rund um den Nam Ou Fluss und das Erlebnis des riesigen Wasserfallsystems werden in Erinnerung bleiben. Den Tag rundeten wir mit einem ausgezeichneten indischen Essen ab.
Nach dem etwas anstrengederen Vortag liessen wir den Sonntag etwas ruhiger angehen. Wir hatten einen zweitägigen Ausflug nach Muang Ngoi vorgesehen. Das Ã-rtchen, rund eine Schiffsstunden nördlich von Nong Khiaw soll noch etwas ruhiger, da nur mit dem Schiff zu erreichen, sein. Da das Kursschiff erst um 11 Uhr fuhr hatten wir noch etwa Zeit uns um die Busfahrt nach Luang Prabang zu erkundigen und das Dörfchen im Detail anzuschauen.
Bei Regen fuhren wir schliesslich die gute Stunde den Nam Ou Fluss entlang und genossen die Aussicht auf die atemberaubende Karstlandschaft, welche mit einem grünen Teppich überzogen ist. Am Pier von Mang Ngoi wurden wir sofort von Gabriel, einem Schweden begrüsst. Er lud uns ein, in seinen Guesthouse mit Ikea Moskitonetzen und Hängematten zu übernachten. Da er die Bungalows am Flussufer in der Nebensaison zum halbe Preis vermietet, konnten wir nicht nein sagen. Wer kann das schon bei einer solch tollen Aussicht, nettem Zimmer zu einem Preis von gerade mal 5 Euro die Nacht.
Am Nachmittag erkundeten wir etwas die Umgebung des Dörfchens und machten einmal mehr nach der Wanderung vom Vortag Bekanntschaft mit den Unzähligen Blutegeln, welche es in dieser Umgebung gibt. Mittlerweile sind wir Profis im Entfernen von den lästigen Parasiten. Als alle Blutegel entfernt waren genossen wir zunächst einen Fruchtshake und später unser Abendessen im Riverview Restaurant. Zum Glück zog genau zu diesem Zeitpunkt der Abendregen über Mang Ngoi, so dass wir einigermasse trocken in unserer Unterkunft ankamen und noch etwas die Hängematte geniessen konnten.
Für den Montag hatten wir nur 2 Ziele: erstens am Vormittag das Boot zurück nach Nong Khiaw zu erwischen aund zweitens die Pathok Höhlen etwas ausserhalb des Ã-rtchens zu besuchen. Gabriel tischte in seinem Restaurant ein hervorragendes Frühstückbuffet auf, welchem wir nicht widerstehen konnten. Strategisch sehr geschickt hatte er das Buffer direkt am Strassenrand plaziert. Mit gefüllten Mägen machten wir uns auf den Weg zum Bootssteg wo auch gerade gefrühstückt wurde. Kurze Zeit später waren wir einmal mehr auf dem Wasser und flogen den Nam Ou Fluss abwärts Richtung Nong Kiaw.
Da sich das Wetter von der besseren Seite zeigte, konnten wir die Landschaft diesmal zumindest teilweise im Sonnenlicht bestaunen. In Nong Khiaw legten wir unser Gepäck im uns bekannten Guesthouse ab, ruhten uns noch etwas aus, bevor wir uns zu einem Papaya Salat um die Ecke aufmachten.
Es folgte der Spaziergang zu den Pathok Höhlen in welchen während dem 2. Indochina Krieg die Bevölkerung von Nong Khiaw Zuschlupf fand. Wo heute eine betonierte Treppe zum etwa 15 Meter über dem Talboden gelegenen Eingang führt, waren wohl zu jener Zeit Bambusleitern eingesetzt worden…
Nach einer weiteren Waschaktion schliesslich machten wir uns auf die Jagd nach etwas Essbarem. Direkt hinter unserer Unterkunft wurden wir auf eine Terrasse in der 2. Etage gelegen aufmerksam. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und verzehrten Fisch süss-sauer und Okram Hühnchen.