Es würde meine erste Reise nach Südostasien werden… Lenka und ich hatten uns Ende letzten Jahres, nach Lektüre einer Reihe von Artikeln über das Land, entschieden, das Chinesische Neujahr 2014 in Myanmar zu verbringen. Eine weiteres Land von dem man in den Zeitungen normalerweise nnur negative Schlagzeilen liest, jedoch auch ein Land, welches einem raschen Wandel unterliegt. Speziell, wenn es um Tourismus geht. Von dem was wir gehört haben, soll sich die Anzahl der Touristen in den vergangenen zwei bis drei Jahren verfünffacht haben. Kein Wunder sieht man beinahe komplette Altersheimausflüge aus Europa, welche als organisierete Tour durchs Land reisen. Die Einflüsse sind unübersehbar: Die Preise von Unterkünften hat sich ebenfalls verdoppelt oder verdreifacht (durch höhere Steuern der Regierung) und die Einheimischen gewöhnen sich an die reichen Touristen. Zum Glück hat der Massentourismus das Land erst an einigen Orten erreicht, so dass es noch viel ursprüngliches Myanmar zu entdecken gibt.
Die häufigste Frage, welches uns vor Abreise gestellt wurde war: «Entschuldigung, wohin wollt ihr nochmal?». Entweder waren es Leute, welche von dem Land eingeklemmt zwischen Thailand und Indien noch nie etwas gehört haben, der Name war durch die Rückbesinnung der Regierung auf vorkoloniale Zeiten den Leuten nicht bekannt (Burma ist anscheinend immer noch bekannter) oder aber Leute waren abgeschreckt durch die beinahe durchwegs negative Berichterstattung in den Zeitungen. Jedoch befindet sich das Land nicht nur politisch im Umbruch. Die Ã-ffnung des Landes für den Tourismus, sowie das Versprechen bis zu den Wahlen 2015 alle Dörfer an das asphaltierte, wenn auch holprige Strassennetz anzubinden, bringt den Einheimischen durchaus auch einen Gewinn.
Unser Flug von Pejing über Kunming brachte uns am 25. Januar zum Mingaladon Flughafen in Yangon (früher Rangun). Einreiseformalitäten und das Wechseln brandneuer US Dollarschein in Kyats (sprich: Tschats) waren im Nu erledigt. Ein Taxi ins Stadtzentrum zu finden waren ebenfalls kein Problem, wurden wir direkt an der Ankunft von einem netten Taxifahrer in Empfang genommen. Zum Gluck hatte uns die Dame vom Tourismusministerium gesagt, was eine Fahrt ins Stadtzentrum kosten darf, so dass der Taxifahrer keinen Handlungsspielraum mehr hattte. Es gab jedoch keinen Grund zur Unruhe, den im Gegensatz zu China gilt eine Preisreduktion von rund 20% in Myanmar als Verhandlungserfolg, der allerdings auch relative einfach zu erreichen ist.
Wir baten den Taxifahrer uns in der Nähe der Sule Paya, der goldenen Pagode rund um welche die Briten zur Kolonialzeit die Stadt gebaut hatten, abzusetzen, damit wir uns dort auf die Suche nach einem Guesthouse machen konnten. Wir begannen die Strassen auf und ab zu laufen, um ein Guesthouse und damit wir ein Plätzchen zum schlafen finden könnten. Trotz Hochsaison fanden wir bereits im vierten Guesthouse ein Zimmerchen. Rein die Frage, ob dies das beste noch verfügbare Zimmer sei, half uns einen Rabat zu erhalten. Verhandeln war noch nie so einfach!
Wir nutzten unseren ersten ganzen Tag in Yangong, um das Stadtzentrum und selbstverständlich die berümte Shwedagon Paya, die grösste goldene Pagode Myanmars, zu besuchen. Unser Wanderung begann bei unserem Guesthouse und führte uns zunächst zur Botathaung Paya, einer weiteren Pagode in der Nähe des Stadtzentrums. Am Eingang erfuhren wir zum ersten Mal die Spezialbehandlung, welche den Touristen öfters in Myanmar zukommt. Es gab einen speziellen Empfang, wo wir die Eintrittsgebühr bezahlen mussten und auch unsere Schuhe deponieren konnten, während alle Einheimischen einfach ihre Flip-Flops an der Treppe auszogen und die Pagode betreten konnten. Obwohl es doch einige Leute, sowie viele Verkaufsstände gab, herschte eine angenehme Ruhe und Entspanntheit. Man wurde nicht gleich als wandelnde Geldbörse wahrgenommen und konnte sich in aller Ruhe die Pagode anschauen. Auch wenn einige Einheimische neugierig waren, hielten sie sich doch vornehm zurück.
Der Grund für viele buddhistische Pilger, sich zur Botathaung Paya zu begeben, ist ein Haar welches im Zentrum der Pagode befindet und angeblich von Buddha höchstpersöhnlich stamen soll. Rund um das Haar ist ein Labyrinth aus vergoldeten Wänden gebaut, keine Seltenheit im goldenen Land, als welches sich Myanmar auch vermarktet.
Auf dem Rückweg ins Stadtzentrum fanden wir einen kleinen Markt in einer Seitenstrasse und konnten so einen ersten Eindruck gewinnen, was in Myanmar so alles gehandelt wird: Neben den typischen Früchten und Gemüsesorten, gab es eine Menge an frischem und getrocknetem Fisch, bunte Kleider und Stoffe, allerdings nur sehr wenig Fleisch. Auf dem weiteren Weg fanden wir dann auch ein kleines Reisebüro, wo wir einen Flug für den nächsten Tag nach Heho, in der Nähe des Inlesees gelegen, buchen konnten. Wir genossen die paar Minuten, welche die Buchung dauerte, um uns etwas abzukühlen, da der Temperaturwechseln aus Peking mit Minustemperatoren nach Yangong mit gut 30 Grad doch nicht unerheblich war.
Zur Mittagszeit befanden wir plötzlich in der Mitte von kleinen Restaurants an den Strassen Yangongs in der Nähe des Bogyoke Aung San Marktes. Wir nahmen uns Zeit all die ausgelegten Leckereien genau anzuschauen und zu evaluieren, was uns den schmecken würde. Wir suchten uns 3 Schälchen aus, welche wir mit zwei grossen Tellern Reis und Pu’er Tee («Chinese Tea») an ein kleines Tischchen serviert bekamen. Das Essen schmeckte ausgezeichnet und wie auch während dem Rest unsere Aufenthaltes, machten unser Mägen das Essen ohne Widerstand mit.
Am Nachmittag spazierten wir duch den Bogyoke Aung San Markt, genehmigten uns einen leckern, frischen Papaya Saft und schlenderten weiter durch die Gassen Yangon’s zum Kandawgyi See, etwas nördlich vom Zentrum Yangons. Ein junger Einheimischer zeigte uns einen Hintereingang zum Park, welcher den See umgibt, doch kaum waren wir durch das Tor gegangen, kam uns eine junge Dame entgegen, um die 2 Dollar Eintrittsgebühr einzuziehen. Dies war nicht die letzte Eintrittsgebühr, welche wir an diesem Tag für Parks bezahlen sollten. Positiv überrascht waren wir dann jedoch, als wir den Karaweik Palast erblickten.
Der Palast, welcher heute ein nobles Restaurant beherbergt wird durch zwei vergoldete Vögel getragen, weshalb Lenka im den Üebernahmen Hühnchen Boot gegeben hat. Da wussten wir endlich, wo das Wahrzeichen von Myanmar Beer steht!
Wir folgten unserem Plan, am späteren Nachmittag den goldenen Hügel (was Shwe Dagon übersetzt bedeutet), um die weltberühmte Pagoda dort im schönen Licht des Sonnenuntergangs zu besichtigen. Offensichtlich waren wir nicht die einzigen mit dieser Idee. Obschon wir die Pagode schon in zahlreichen Bilder gesehen hatten, waren wir nicht vorbereitet, für das was uns erwartete. Neben der Pagode selber befinden sich zahlreiche weitere Pagoden und Tempel auf dem Hügel, alles reich in Gold verziert und hie und da noch eine Palme, welche in den Himmel ragt.
Wir lernten drei grundlegende Dinge über heilige Stätten in Myanmar: Erstens, warden in allen heiligen Stätten in Myanmar die Schuhe ausgezogen, soviel war uns schon bekannt. Zweitens, erwarteten wir Stille in den Tempeln, was überhaupt nicht der Fall war, bis auf diejenigen, welche still für sich in den Tempeln beteten. Und drittens, dass obwohl sich sehr viele Leute in den Tempelanlagen befinden, nie ein Gedränge oder richtiger Lärm herrscht, die Atmosphäre ist ruhig und friedlich. Wir genossen den lauen Abend indem wir in aller Ruhe die mächtige Anlage besuchten und Pilger und Touristen beobachteten und die versteckten Plätzchen suchten.
Als dann die Nacht über Yangon und der Shwedagon Paya hereingebrochen war, machten wir uns zu Fuss auf den Rückweg zu unserer Unterkunft und genossen unterwegs nochmals ein leckeres Abendessen mit einem eisgekühlten Myanmar Beer. Bevor wir jedoch ins Bett kriechen konnten, mussten wir noch unsere sieben Sachen packen, da am nächsten morgen früh bereits unser Flug nach Heho ging.