Yarkand: Kleine Stadt mit grossem Basar

Nach dem Besuch von Kashgar wollte ich entlang der Südroute der Seidenstrasse um die Takla Makan Wüste noch einen weiteren Sonntagsmarkt, diesmal am Sonntag, besuchen. Ich entschied mich für einen Halt in der Stadt Yarkand (Shache), welche einen beeindruckenden Markt bieten sollte.

Ich war schon früh auf, als ich von Kashgar nach Yarkand aufbrach. Laut Reiseführer sollte es jede halbe Stunde einen Bus geben, jedoch nur einen Zug, erst um 10:46 Peking-Zeit. Meine Rechnung ging aus zwei Gründen nicht auf: erstens war an diesem Sonntag morgen richtig weihnächtliche Stimmung in Kashgar: Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel, welche mit der Strassenbeleuchtung eine besondere Atmoshpäre schaften. Der zweite Grund war die Tatsache, dass die Busse erst ab 11:00 Peking-Zeit fuhren, das heisst, später als der Zug. Auf Grund der Strassenverhältnisse dauerte die Fahrt dann nicht die vorgesehenen vier Stunden, sondern fünfeinhalb.
Nach der Ankunft in Yarkand wollte ich mir erst ein Hotel suchen, bevor ich mich auf die Suche nach dem Markt machte. Ich schaute in zwei Hotels und stellte fest, dass diese höhere Preise hatten, als ich mir vorgestellt hatte. Im zweiten Hotel wollte ich schon wieder gehen, als der Rezeptionist mich darauf aufmerksam machte, dass die angeschlagenen Preise nicht relevant seien. Der tatsächliche Preis war rund die Hälfte, von dem was das grosse Plakat in der Lobby angab. Nachdem ich den Raum gesehen hatte, war ich mit dem Preis auch einverstanden. Sogar eine Internetverbindung gab es, doch die konnte mir der hilfsbereite Herr nicht mit meinem Netbook einrichten. Er gab mir einen Code und zeigte mir auf seinem Rechner zwei Icons, welche mit VPN beschriftet waren. Was ich da genau hätte einrichten sollen, verstehe ich bis heute nicht, ich vermute aber, dass der Code für das offene WLAN war, wo man sich mit einer Telefonnumer und einem Passwort einloggen musste.

Die Moschee in Yarkand

Die Moschee in Yarkand

Ich verschwendete mit der Internetverbindung nicht zu viel Zeit, da mir der Besuch der Sehenswürdigkeiten und insbesondere des Marktes bei Tageslicht wichtiger waren. So machte ich mich auf den Weg der Hauptstrasse entlang, um die Moschee und die dazugehörigen Mausoleen zu besuchen. Wie immer, wenn ich eine Moschee besuchen will, war auch hier gerade Gebetszeit. Trotzdem erhaschte ich einen kurzen Blick des traditionell gestalteten Gebäudes. Direkt vor der Moschee befindet sich der Schrein von Ammanisahan. Neben der Moschee gibt es einen kleinen Friedhof mit weiteren Mausoleen, worauf ich mir einen Blick über die Mauer erhaschte.

Der Schrein von Ammanisahan in Yarkand

Der Schrein von Ammanisahan in Yarkand

Wo eine Moschee ist, kann ein Basar nicht weit sein. Dies musste ich mir in Erinnerung rufen, als ich mich auf den Weg in die falsche Richtung machte um den Markt zu suchen. Zurück bei der Moschee fand ich dann schnell eine kleine Seitenstrasse wo kräftig Metall bearbeitet wurde. Dies war die erste Strasse des Marktes, welcher sich dann über einen ganzen Stadtteil ersteckte. Im Gegensatz zu den grossen Markthallen und Basars anderer Städte handelt es sich beim Markt in Yarkand um einen ziemlich staubigen und durch Landwirtschaftsprodukte und Handwerk geprägten Strassenmarkt.

Markt in Yarkand: Hämmern was das Zeug hält

Markt in Yarkand: Hämmern was das Zeug hält

Die Strasse mit den Handwerkern bot diverse Möglichkeiten zum Kauf von Auto-Achsen und Felgen. Wie in Kashgar wurde auch hier fleissig gehämmert, geschmiedet und Metall verbogen. In meine Kindheit zurückversetzt fühlte ich mich, als ich auf einen Schreiner traf, welcher gerade mit seiner elektrischen Laubsäge ein Stück Holz zu einer reich strukturierten Türe verarbeitete. Ich gesellte mich ein paar Minuten zu den anderen Schaulustigen.

Markt in Yarkand: Laubsägen für ein Einkommen

Markt in Yarkand: Laubsägen für ein Einkommen

Schon bald traf ich auch wieder auf die Imbissstände, wobei hier mehr als nur die üblichen Kebabs angeboten wurden. Hier wurden auch Lammfüsse und -köpfe gesotten respektive gegrillt und sonstige Kleinteile der Tiere in den unterschiedlichen Töpfen angeboten. Ich gebe offen zu, dass ich nicht alles was ich da so sehe ausprobiere… Yarkand war bisher der erste Ort, in dem die Grills nicht mit Kohle betrieben wurden, sondern mit Holz. Um eine andauernde Glut zu erreichen, ist am einen Ende des Grills ein Trichter aufgebaut, in welchem das Holz verbrennt. Durch eine Ã-ffnung fällt die Glut aus dem Trichter in den Grill. Eine clevere und praktische Lösung!

Markt in Yarkand: Kebabzubereitung mit Holz

Markt in Yarkand: Kebabzubereitung mit Holz

In einer der Strassen auf dem Markt fiel mir plötzlich ein kleiner Platz auf, welcher mit Motorrädern vollgeparkt war. Die Motorräder boten bereits ideales Material für ein Foto, jedoch noch viel interessanter war der Grund für diese Ansammlung. Hinter den Motorrädern waren unter einigen Plastikplanen Billiardtische und normale Tische und Stühle aufgestellt. Wie in Malatya in der Türkei in der einen Teestube war dies eine ausschliessliche Männerrunde in der mit Queue und Karten um Geld gespielt wurde.

Markt in Yarkand: Zocken was das Zeug hält

Markt in Yarkand: Zocken was das Zeug hält

Beim Eindunkeln machte ich mich auf den Weg zurück zum Hotel, wobei ich noch einen Halt zum Abendessen einlegte. Ich ass einmal mehr ein leckeres Laghman, gezogene Nudeln mit Fleisch und Gemüse. Im Hotel angekommen, setzte ich mich dann an meinen Rechner und schrieb die Erlebnisse aus Kashgar zusammen.
Am Montag morgen machte ich erst eine kleine Shoppingtour, um mir einige Dinge für unterwegs zu besorgen. Die Busfahrt von Yarkand nach Hotan an diesem Tag sollte nach Reiseführer sechs Stunden dauern. Abfahrtszeit war um 12:00 Peking Zeit, das bedeutete 10 Uhr Yinjiang Zeit. Um diese Uhrzeit war es kein einfaches Unterfangen offene Geschäfte respektive bereits Stände auf der Strasse zu finden, welche etwas Brot, Mandarinen und Wasser anboten.

Und was machst du den ganzen Tag? Traktor fahren...

Und was machst du den ganzen Tag? Traktor fahren...

Schlussendlich hatte ich aber doch alles zusammen, holte meinen Rucksack im Hotel und machte mich auf den Weg zum Busbahnhof. Da ich bereits eine Fahrkarte hatte, konnte ich direkt zum Bus durchgehen. Die Sicherheitsdame wollte nicht einmal meine Fahrkarte sehen, geschweige denn meinen Rucksack röntgen. Ich war beeindruckt von der Hilsbereitsschaft der Leute auf dem Busbahnhof, denn jeder der merkte, dass ich etwas verloren aus der Wäsche schaute, half mir weiter, bis ich schliesslich im richtigen Bus sass.

Erste Eindrücke von der Takla Makan

Erste Eindrücke von der Takla Makan

Üeberpünktlich verliessen wir den Busbahnhof, um erst einmal gemächlich durch die Stadt zu fahren und möglichst viele weitere Passagiere einzusammeln. Ich hatte einmal mehr die Befürchtung, dass die vorangeschlagene Fahrzeit von sechs Stunden nicht ausreichen würde. Die Fahrt führte zunächst durch intensiv genutztes Ackerland nach Yecheng, wo die Strasse Richtung Tibet abzweigt. Etwa eine Viertelstunde nach Yecheng fand dann ein abrupter Wechsel statt. Der Kondukteur musste Formalitäten bei einem Polizeikontrollpunkt durchführen und dann verschwand plötzlich alles, was mit Landwirtschaft zu tun hat und draussen waren nur noch Sand und Steine zu sehen. Wir hatten die Takla Makan Wüste erreicht und fuhren bis rund 20 Kilometer vor Hotan durch diese unfruchtbare Ebene. Auf der Fahrt kamen wir durch die ein oder andere Oase, jeweils an einem Fluss gelegen, einem vergessenen Basar mitten in der Wüste und einem Lager zum Trocknen von Früchten, was den Eindruck eines Straflagers hinterliess. Nach genaue sechs Stunden Fahrt erreichten wir den Busbahnhof von Hotan.

Traditionell gebautes Haus aus Stroh und Lehm bei Hotan

Traditionell gebautes Haus aus Stroh und Lehm bei Hotan