Die Stadt Shiraz ist als Destination bekannt durch das nahegelegene Persepolis, der Hauptstadt des ersten persischen Reiches. Die Stadt bietet aber auch viele Sehenswürdikeiten, ganz speziell Gärten und Parks, sowie neugierige Studenten.
Die Fahrt von Esfahan nach Shiraz blieb diesmal ohne grosse Üeberraschungen. Zum ersten Mal nutzte ich eine Fahrt, um einen Post für den Blog zu schreiben. Dies machte ein kleines Mädchen neugierig, jedoch konnte ich mit ihr nicht viel mehr ommunizieren als «Hallo» und «Wie geht es dir?». Trotzdem wollte das Mädchen mehr wissen, jedoch war niemand im Bus, der etwas Englisch gekonnt hätte, das wir uns unterhalten hätten können.
Der Bus war angenehm, hatte ich doch eine VIP Fahrt, was bedeutet, dass es nur 3 Sitzreihen und entsprechend Komfort gibt. Einen Stopp von einer halben Stunde gab es auf der 7-stündigen Fahrt on Esfahan nach Shiraz zum Mittagessen.
Bei meiner Ankunft in Shiraz war schon wieder dunkel, so dass ich ein Taxi zum Hotel nahm. Vom Busbahnhof in Shiraz bezahlt man nicht den Taxifahrer und die Preise werden auch nicht verhandelt, sondern es wird selbst für das Taxi eine Fahrkarte gelöst. Am Abend machte ich einen ersten kleinen Rundgang um die Stadt etwas zu erkunden und um ein Abendessen zu finden. Der Tip von der Dame an der Hotelrezeption, ich solle doch im LonelyPlanet nach einem Restaurant suchen, begeisterte mich ausserordentlich.
Nach einer ruhigen Nacht machte ich mich dann am Mittwoch auf, die Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Erstes Ziel war die Zitadelle von Karim Khan, dem ersten Herrscher der Zand Dynastie. Die Zitadelle ist ausserordentlich gut erhalten, bis auf den einen Wachturm, der aufgrund der Kanalisation dem schiefen Turm von Pisa Konkurrenz macht.
Direkt vor der Zitadelle befindet sich die Tourist Info, wo ich nach einem Stadtplan und einer Tour nach Persepolis fragte. Ich hatte mich entschieden, die Hauptstadt des ersten persischen Reiches auf die einfache Art und Weise zu besuchen. Der Hinweis auf eine Agentur war sehr gut, kostet die Tour inklusive Guide die Hälfte von dem was das Hotel nur für die Fahrt verlangt. Mit etwas Mühe fand ich die Agentur dann auch und die Tour war schnell gebucht.
Weiter ging meine Entdeckungstour über die vielen Basare der Stadt. Obwohl sich alle Basare aneinanderreihen, tragen sie in Shiraz unterschiedlichste Namen. Direkt am einen Eingang befinden sich die Teppichgeschäfte, welche einen schönen orientalischen Eindruck verleihen. Der Basar übertrifft für mich die bisher gesehenen Basare noch ein gutes Stück. Einerseits die durchgängig schöne Architektur, andererseits die Ruhe und Vielfalt machen den Basar von Shiraz für mich bisher zur Nummer eins. Auch wenn sich das Angebot von Stadt zu Stadt wiederholt, gibt es doch immer wieder Neues und Unerwartetes zu entdecken. In Shiraz war dies der Basar der Handarbeiten mit dem netten kleinen Innenhof, welcher einen ganz eigenen Charme ausstrahlt.
Nach den Basaren und den dazugehörigen Moscheen schnappte ich mir ein Sammeltaxi zum Quran Tor am Rande der Stadt. Mittlerweile bin ich ein Meister, was die Sammeltaxis angeht. Das Prinzip ist recht einfach: die Sammeltaxis fahren die Hauptstrassen hoch und runter, sind alte weisse Autos mit mehr 3 Insassen. Wenn gehupt wird, einfach die Hand raushalten und sicherstellen, dass er auch da hin fährt wo man möchte und einsteigen. Der Fahrer sagt einem dann schon, wenn man da ist. Bei den Preisen hängt es allerdings sehr stark vom Fahrer ab. Hat der Fahrer schon etwas mehr Erfahrung mit Touristen, sind sie höher, als wenn es ein junger Fahrer ist.
Vom Quran Tor, dem nördlichen Tor zur Stadt, hat man eine schöne Üebersicht über die Stadt, die zwischen Bergen eingekesselt auf einer kleinen Ebene liegt. Ich schaute mir die Anlage rund um das Tor und mit dem Münzmuseum etwas an, bevor ich mich zu Fuss auf den Weg Richtung Stadt machte. Ziele waren der Jahan Nama Garten, Vorbild für den Jahan Nama Garten in Samarkand, den ich mir dann anschauen muss, wenn ich dort bin, und die Gedenkstätte für den Poeten Hafez. Hafez war einer der zwei grossen Poeten aus Shiraz.
Von der Hafez-Gedenkstätte nahm ich dann wieder ein Sammeltaxi zum Eram Garten, dem grössten und schönsten Garten in Shiraz. Einziger Wehrmutstropfen: Touristen zahlen den fünffachen Eintrittspreis von Einheimischen und Studenten der Universität haben sogar freien Eintritt.
Wie unterwegs auch schon, wurde ich im Eram Garten dann von einem Pärchen von Englisch Studenten angesprochen. Diese wollten sich einfach etwas unterhalten und ihr Englisch aufbessern. Von ihnen erhielt ich auch die Bestätigung, wie das Aufnahmeverfahren für die Universitäten im Iran funktioniert. Im Iran sind 12 Schuljahre obligatorisch. Danach gibt es den Concours, wie in Frankreich, ein landesweit abgehaltener Test, durch welchen entschieden wird, wer an welcher Universität studieren kann. So erhalten die Spitzenuniversitäten auch die besten Stundenten. Schafft man es nicht an eine staatliche und somit kostenfreie Universtität, hat man die Möglichkeit eine private Universität zu besuchen. Die muss allerdings selbst finanziert werden. Fehlen die nötigen Mittel, bleibt einem nichts anderes übrig, als Arbeiten zu gehen. Eine Berufsausbildung wie wir sie kennen gibt es nicht.
Zum Abendessen machte ich mich auf die Suche nach einem der traditionellen Restaurants, welche es in Shiraz geben soll. Anders als bei uns sind die Restaurants nicht von weitem sichtbar, sondern befinden sich im Untergreschoss und sind nur in persisch beschriftet. Noch schwieriger wird es, wenn sich der Eingang am Ende einer staubigen Passage befindet. Dies war der Fall des Restaurant Sharzeh. Aber der nette Händler um die Ecke konnte mir den Eingang dann zeigen…
Die Speisekarte bestand vorwiegend aus Kebabs und hatte noch einige weitere Speisen zu bieten. Ich entschied mich für ein Shekari, Geschnetzeltes aus verschiedenen Fleischsorten mit geschnittener Paprika ergänzt. Dazu gabe es Kartoffeln in drei verschiedenen Formen: einem Pommes Frites, einmal eine feine Rösti und einmal püriert. Zur Vorspeise einen Salat vom Buffet und als Gruss aus der Küche ein Püree, welches mit Fladenbrot gegessen wird. Üeberhaupt funktioniert das Essen im Iran anders als bei uns. Die Werkzeuge, welche man zum Essen erhält sind Gabel und Löffel. Die Gabel dient nur dazu den Löffel zu füllen und als Hilfsmittel um grössere Stücke zu zerteilen. Gegessen wird entweder mit dem Löffel oder mit den Händen, wenn das Essen in Fladenbrot eingewickelt werden kann. So ist es mir passiert, dass ich von Kindern schon ausgelacht worden bin, wenn ich die Gabel mit einem Stück Fleisch in den Mund genommen habe.
Nach einer guten Nachtruhe mit vollem Magen, hiess am Donnerstag um 8 Uhr bei der Reiseagentur Pars bereitzustehen. Für den Besuch von Persepolis hatte ich mich nämlich für die einfache Variante entschieden: Tour inkl. Transport und Führung. Aus meiner Sicht hat sich dies definitiv gelohnt, denn der Führer hat eine sehr gute Balance zwischen den Einheimischen Touristen und mir als schlussendlich einzigem Fremdling geschafft. Die zweite Touristin war zum Glück für die Tour abgesprungen. Zum Glück deshalb, weil diese ziemlich kompliziert zu sein schien.
Wir kamen auf unserer Tour zu einer Zweifelhaften Ausnahmeerscheinung: erst das zweite Mal in achte Monaten regnete es anscheinend auf einer Tour nach Persepolis. Dies freut natürlich die lokale Bevölkerung, ist diese auf das Wasser angewiesen. Weniger erfreut waren die Touristen aus Teheran, die meinten, dass sie solches Wetter auch in Teheran hätten und dafür nicht 1000 Kilometer in den Süden fahren müssten.
Persepolis war die erste Hauptstadt des ersten persischen Reiches und die Grundmauern lassen die Grösse der früheren Paläste erahnen. Jeder Herrscher baute sich einen neuen und noch grösseren Palast. An den Eingänge ist jeweils sehr schön die Ehrerbietung gegenüber dem König aufgezeichnet. Alle Völker des Reiches bringen dem König, welcher von der damaligen Gottheit behütet wird, Geschenke dar.
Auf Persepolis folgte ein Besuch der damaligen Nekropole, der Grabstätte einiger der Könige, welche in Persepolis geherrscht haben.
Den Nachmittag nutzte ich für einige Erledigungen, unter anderem dem Kauf einer Fahrkarte nach Yazd. Es muss wohl etwas unbewusstes gewesen sein, dass ich schon nachgefragt habe, denn der Bus vom Freitag ist schon ausgebucht. So kam es zur ersten Nachtfahrt mit einem Bus auf dieser Reise.