Auf anraten von Ali statte ich dem Städtchen Kashan, 3 Busstunden südlich von Teheran, einen Besuch ab. Neben den üblichen Sehenswürdigkeiten bietet Kashan allerdings einige besondere Leckerbissen.
Der Reisende aus Singapur und ich kamen um rund 14 Uhr in Kashan mit dem Bus an. Da wird die selbe Unterkunft ausgesucht hatten, nahmen wir zusammen ein Taxi zu unserem traditionellen Hotel Khan-e Ehsan. Wir waren beide erst einmal platt, als wir den Innenhof des Hotels sahen. In meinem Zimmer musste ich mich erst einmal orientieren und mir dann eines der vier zur Verfügung stehenden Betten aussuchen.
Traditionelle Häuser sind die Attraktion von Kashan. Von reichen Herrn gebaut, sind diese Häuser von der Strasse unscheinbar. Eine Etage reichen sie normalerweise über das Niveau der Strasse. Das besondere jedoch ist, dass die Innenhöfe der Häuser versenkt wurden. Und zwar ein bis zwei Etagen. So steigt man durch den Hauseingang erst einmal die Treppe hinunter, bis man in den Innenhof gelangt. Unterwegs befinden sich bereits erste Räume. Im Innenhof befindet sich dann eine Mischung aus kleinen Gärtchen und mindestens einem Pool. Rund um den Innenhof gibt es zum Hof hin offene Räume, wo man sich Tag und Nacht gemütlich hinsetzen kann. Selbst zu dieser Jahreszeit ist die Luft noch warm genug, um sich mindestens ein Stündchen draussen aufzuhalten. Je nach Reichtum des Hausherrn gibt es einen oder mehrere Innenhöfe, jeweils für Gäste und Bedienstete, sowie einen Stall für die Reittiere.
Beeindruckt von unserem Hotel, machten wir uns zu zweit auf die Stadt etwas zu erkunden. Erstes Ziel waren die traditionellen Häuser, welche heute als Museum dienen. Auf dem Weg zu den Häusern besichtigten wir noch eine Moschee und den Schrein, welcher in einem grün ausgeleuchteten Spiegelsaal stand. In der Moschee standen wir einem Iraner Red und Antwort, der uns nach unserer Herkunf und unserer Ziele befragte. Weiter gab er uns auch noch Auskunft über gewissen Einzelheiten der Moschee.
Das Tabatabei Haus, welches wir besuchten, liess uns erst einmal gewaltig staunen. Ich hatte keine bestimmte Vorstellung, was sich hinter dem Begriff traditionalles Haus, verbirgt. Ausgegangen war ich von einem Lehmziegelhaus, wie man es von den Oasen her kennt. Ein Herrenhaus mit 3 Innenhöfen und zig Räumen hatte ich definitiv nicht erwartet. Sofort zückten wir die Fotoapparate und schossen wie wild drauflos. Unglaublich viele Ecken und Treppen gab es zu erkunden. Bis wir das Haus verliessen fing es schon an einzudunkeln.
Das nächste Ziel warr die alte Stadtmauer. Diese mussten wir im Labyrinth dann suchen, war sie auf unserem Stadtplänchen nicht eingezeichnet. Einmal nachfragen reichte dann, um die alte Mauer auszumachen. Das Mauerwerk wird leider von der Witterung mehr und mehr angegriffen. Ein Teil wurde jedoch schon wieder restauriert. Wir fanden dann auch einen Eingang in das Rund, welches die Stadtmauer darstellt und waren dann überrascht, innerhalb der Mauern kleine Gemüsefelder vorzufinden. Das ist halt der Charakter einer Oasenstadt.
Zum Abschluss des Abends liefen wir dann ein erstes Mal über den Basar. Dabei stiessen wir einmal mehr auf eine Moschee und einen Schrein. Wir gingen in die Moschee, wo wir uns in die Ecke stellten und die Leute beobachteten. Aber nicht lange! Denn kaum wurden wir von den unterschiedlichen Einheimischen bemerkt, steuerten diese auf uns zu und quetschten uns erst einmal über Herkunft etc. aus. Danach war grosse Fotosession angesagt. Da Touristen bekanntlich immer einen Fotoapparat dabei haben, sollten alle Anwesenden einmal fotografiert werden. Die Küche und ein Foto von 1944 wurden uns noch gezeigt, bevor wir allesamt die Moschee verlassen mussten, da sie geschlossen wurde. Das Gebäude daneben beinhaltet den Schrein des Sohnes des Imam Reza’s, des wichtigstes Imam’s im Iran. Der Schrein befindet sich in einem grossen Spiegelsaal, welcher wieder in grün ausgeleuchtet ist. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, bis ich mich an diese «wunderschöne» Farbe gewöhnt habe… Nachdem wir den Schrein dann gesehen und genügend Fotos gemacht hatten, mussten wir uns von dem einen Jugendlichen beinahe losreissen, damit wir wieder gehen durften. Aber auch das schaften wir.
Nach einem kleinen Abendessen machten wir uns zu guter Letzt auf den Weg zurück zu unserem Hotel. Ich setzte mich noch etwas in den Innenhof, um den Blog-Artikel über Teheran fertig zu machen, bevor ich mich auf das traditionelle B(r)ett legte und mich den süssen Träumen widmete.
Was gibt es schöneres, als an einem Sonntag Vormittag im Innenhof eines schönen Hauses zu frühstücken? Ich genoss die Atmosphäre, bevor ich mich auf den Weg zum Fin Garten machte. Der Garten liegt etwas ausserhalb der Stadt, weshalb ich einen Bus nehmen sollte. Die notwendige Erklärung erhielt ich an der Rezeption meines Hotels, leider vergass der Junge ein wichtiges Detail. Ich fragte an der Bushaltestelle rum, welcher Bus mich zum Fin Garten bringen würde. Nach langem hin und her, stieg ich in einen Bus ein. Dieser fuhr aber leider nicht ganz zu dem gewüschten Ziel und ich wurde nach gut zwei Dritteln der Strecke abgesetzt. Den Rest legte ich dann zu Fuss zurück. Direkte Busse hätte es gegeben, dies waren allerdings Minibusse. Hätte ich diese Information gehabt, hätte ich auch das Gefuchtel der Passagiere im Bus, in den ich schlussendlich einstieg auch verstanden…
Dies sollte mich aber nicht vom Besuch des Gartens ablenken. Der Fin Garten ist einer der schönsten persischen Gärten. Als Basis für den Garten in dieser trockenen Gegend dient eine Quelle, deren Wasser in einem komplexen Leitungssystem verteilt wird. Ein Teil des Gartens ist heute noch zu besichtigen, angeschlossen daran sind ein kleines Museum und ein Hamam.
Mit dem richtigen Minibus, gefahren von einem sympathischen alten Mann, fuhr ich dann zurück ins Stadtzentrum, wo ich meinen Rucksack holte und mich auf den Weg zum Busbahnhof machte. Dort passte auch wieder alles perfekt, so dass ich wenige Minuten nach Ankunft schon wieder unterwegs Richtung Esfahan war.