Eines der Ziele, welches ich mir vor der Reise ausgesucht hatte, war Esfahan. Die Stadt im Zentraliran ist mit Sehenswürdigkeiten reichlich ausgestattet. Viele davon habe ich nicht gesehen, dafür gab es wieder einige Üeberraschungen.
Im Bus in Kashan hatte ich die Annahme getroffen, dass man den zugewiesenem Sitzplatz im Bus ignorieren kann. Kaum sass ich an meinem gewünschten Fensterplatz, setzte ich ein Junge neben mich. Das Getümel verhinderte dann, dass ich meinen Sitzplatz räumen musste, denn ich sass natürlich auf dem falschen Platz und die Sitzordnung wurde genauestens beachtet. Der Busfahrer schickte dann den Jungen der meinen Platz hätte haben sollen auf einen anderen Platz.
Dies war mein Glück, denn ich sass nun neben David, einem 21-jährigen Informatikstudenten, der auf dem Weg zu seiner Familie nach Esfahan war. Wir unterhielten uns über die verschiedensten Dinge und er zeigte mir das Resultat seiner letzten Programmieraufgabe in seinem Studium. Er fragte dann auch nach, wo ich in Esfahan übernachten würde. Ich zeigte ihm meine Liste mit möglichen Unterkünften, worauf er meinte, dass sein Cousin ihn am Busbahnhof abholen würde und sie mich mitnehmen könnten. Gerne nahm ich das Angebot an, denn es erlaubte mir, die Taxifahrer einmal mehr zu meiden.
Unser privates Taxi wartete dann auch ausserhalb des Busbahnhofes und wir stiegen ein. Amin, der Cousin von David, und ein Freund brachten mich dann nicht nur zur gewünschten Kreuzung in Esfahan, sondern sie klapperten für mich gleich die Hotels ab um möglicherweise einen besseren Preis zu erhalten. Leider hat es bezüglich Preis nicht geholfen, die Jungs hatten jedoch einen Höllenspass bei der Aktion. Und sie hatten sich gewundert, dass ich ihnen vertraut hatte. Auf meine Frage, ob es Grund für Bedenken gegeben hätte, schüttelten sie alle den Kopf.
Nachdem ich mein Gepäck im Hotel deponiert hatte, machte ich mich auf den Weg, das abendliche Esfahan etwas zu erkunden. Dabei gewann ich einen ersten Eindruck der zentralen Sehenswürdigkeiten rund um den Imam Platz. In der Nähe fand ich dann auch ein kleines Restaurant, wo ich einen iranischen Kebab essen konnte. Die Betreiber und Besucher des Restaurant blickten alle gespannt auf den Fernseher, wo gerade das Finale in einer der Disziplinen der Gewichtsheberweltmeisterschaft lief.
Nach dem Essen machte ich mich auf den Weg noch eine Süssigkeit zu finden, welche ich dann ein paar Türen weiter fand. In jenem Lokal konnte ich dann die Freude über den dritten Weltmeistertitel des Iran in der diesjährigen Veranstaltung miterleben.
Für die vielen Sehenswürdigkeiten hatte ich mir den ganzen Montag vorgenommen. Ich startete nach einem guten Frühstück im Hotel durch die Strassen der Stadt, um schliesslich den Basar von hinten aufzurollen. Der Aussage, dass der Basar in Kashan schöner als derjenigen in Esfahan sein soll, kann ich nicht zustimmen. Kashan war älter, ruhiger und kleiner, doch die Architektur und die Geschäfte in Esfahan sind eine Klasse für sich.
Es folgte die Fototour über den Imam Platz mit Besuch der Scheich Lotfollah Moschee, der angeblich schönsten Moschee der Welt, sowie des Ali Quapu Palastes, von welchem aus man einen schönen Üeberblick über den Platz hat. Die Besichtigung der Imam Moschee, eine der zentralen Sehenswürdigkeiten in Esfahan, sollte mir aber aufgrund des Mittagsgebetes und der darauf folgenden Ereignisse nicht mehr gelingen.
Da die Imam Moschee während des Mittagsgebetes geschlossen ist und ich nicht in 10 Minuten durch die Moschee rennen wollte, entschied ich mich, mich auf den Weg zum Zayandeh Fluss zu machen. Erst vor einigen Tagen wurden die Schleusen wieder geöffnet, so dass der Fluss nach 6 Monaten wieder Wasser führt. Ich bewunderte die Brücken über den Fluss und entschied mich, kurz Platz zu nehmen und mich etwas auszuruhen. Ich war nur wenige Momente alleine, bis sich ein älterer Herr neben mich setzte. Herr Sattari erzählte mir, dass er Lehrer an einer privaten technischen Schule für Mädchen war und mittlerweile in Rente ist. Seine Frau sei die Schulleiterin. Nach einigen Minuten meinte er, er würde zur Schule gehen, um sein Mittagessen zu essen und ob ich nicht mitkommen möchte. Es sei zwar zirka 2 Kilometer zu Fuss, meinte er. Gerne sagte ich zu und folgte ihm zur Schule.
Zum Mittagessen erhielten wir Aschreschte, eine Nudelsuppe mit Bohnen und Gemüse. Gewürzt wurde die Suppe mit einer Wasser-Joghurt Mischung. Zum Dessert gab es frisches Obst und ein kleines Stück Schokolade. Wir diskutierten dann längere Zeit im Büro von Frau Sattari, wobei noch die administrative Leiterin der Schule an der Diskussion teilnahm. Nach seinem Mittagsgebet zeigte mir Herr Sattari die Schule, wo wir auf eine kleine Klasse von 5 Schülerinnen trafen, welche sich gerade mit Linoldrucken beschäftigte. Ich wurde dann gefragt, ob ich Interesse an einem Abendessen bei der Familie Sattari zuhause hätte. Eine solche Einladung konnte ich natürlich nicht ablehen. Mit Herrn Sattari spazierten ich etwas dem Zayandeh Fluss entlang, bevor wir ein Sammeltaxi schnappten und zur Autowerkstatt fuhren, wo Herr Sattari sein Auto wieder abholen konnte. Ein Soldat hatte ihm mit seinem Chevrolet deine Delle in seinen Peugeot gefahren.
Im Haus der Familie Sattari wurde ich dann fürstlich verwöhnt. Frau Sattari war schon in der Küche als wir eintrafen, um Fassangschun, Hähnchen an einer Granatapfelsauce, vorzubereiten. Als die Tafel dann reichlich gedeckt war, trafen noch weitere Gäste ein. Der Bruder von Frau Sattari mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen gesellten sich noch zu uns. Selbst mit 7 Leuten schafften wir nicht einmal die Hälfte des Essens. Interessant war der Gegensatz zum Essen in der kurdischen Familie in Van: hier sassen alle am selben Tisch, Männer und Frauen.
Nach dem Essen unterhielten wir uns noch eine Weile, wobei sich speziell Frau Sattari für viele Dinge in meinem Umfeld interessierte. Die Frage, wann ich zurückkommen würde und die Familie wieder besuchen würde kam auch auf. Herr Sattari meinte, ich solle ihm eine Swatch mitbringen, er würde sie auch selbstverständlich bezahlen. Da ich leider noch nicht absehen kann, wann ich das nächste Mal in den Iran komme, bitte ich alle darum, sich bei mir zu melden sollten sie in nächster Zeit in den Iran fahren. Ich hätte da ein Geschenk mitzugeben.
Herr und Frau Sattari, sowie die beiden Neffen brachten mich mit dem Auto dann zurück zu meinem Hotel, das gefühlt am anderen Ende der Stadt liegt. Viel tat ich danach nicht mehr, denn es war schon nach 22 Uhr und ich am nächsten morgen nach Shiraz weiterfahren wollte.
Die Fahrt am Dienstag zum Busbahnhof bewältigte ich dann mit einem Sammeltaxi. Tags zuvor hatte ich ja gelernt wie diese funktionieren. Ohne einheimische Hilfe hätte ich es allerdings nicht geschafft. Der Junge neben mir sprach dann auch ein bisschen Englisch und half mir am Busbahnhof gleich noch bei der Beschaffung der Fahrkarte für den VIP Bus nach Shiraz. Er zeigte mir den Weg zum richtigen Bussteig und musste dann gleich in seinen Bus nach Teheran einsteigen. Auf dem Bussteig stiess ich dann auf Muhammad Ali, einen Professor in Mathematik und Finanzen an einer privaten Universität in Teheran. Er unterhielt mich dann noch, bis mein Bus nach Shiraz schliesslich um 10:15 losfuhr.