Thessaloniki: Eine Stadt in Schichten

Nach meinen Erlebnissen in Albanien folgten zwei gemütliche Tage in Thessaloniki in Griechenland. Die Stadt birgt einige Geheimnisse, welche es zu entdecken galt. Die Geschichte der Stadt war sehr bewegt, haben doch verschiedene Völker die Stadt zwecks ihrer guten Lage erobert. Vieles davon ist heute noch sichtbar, vieles aber auch auf nimmer Wiedersehen verschwunden.

Die Tage vor und nach meinem Aufenthalt in Thessaloniki waren und werden vom Busfahren geprägt. Dazwischen galt es Kräfte zu tanken und sich etwas zu erholen. Mein ursprünglicher Plan sah vor, einen Tag in Thessaloniki zu verbringen und am zweiten Tag einen Ausflug zu machen. Wie so oft, kam es dann doch anders.
Da ich mich in Albanien etwas erkältet hatte, zog ich es vor, die Tage in Thessaloniki ruhig anzugehen und viel Tee zu trinken und in Gedanken zu versinken anstatt nur durch die Gassen der Stadt zu rennen. So kam es, dass ich zum ersten Mal während dieser Reise die Frühstückszeiten nach hinten ausreizte. Nach jeweils einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich zu zwei Entdeckungstouren durch die Stadt auf: am Montag Richtung Ana Poli, der Altstadt aus byzantischer Zeit, den Berg hoch und am Dienstag Richtung Meer zum Wahrzeichen der Stadt.

Byzantinische Stadtmauer in Thessaloniki

Byzantinische Stadtmauer in Thessaloniki

Entgegen meinen Befürchtungen, dass in Griechenland auf Grund der Streiks gar nichts geht, funktioniert nach meinen Beobachtung alles bis auf die Müllabfuhr. Der Müll türmt sich stellenweise mannshoch. Jedoch am Dienstag wurde auch diesem Üebel schon wieder Abhilfe geschafft.

Eptapyrgion

Eptapyrgion: ein Gefängnis von der osmanischen Herrschaft bis 1989

Schon zu römischer Zeit war Thessalonik eine bedeutende Handelsstadt an der Via Egnatia, welche über die Via Appia Rom mit Konstantinopel verband. Was man heute davon noch sieht: die Hautpstrasse durch die Stadt heisst immer noch Egnatia und einen Häuserblock von dieser Strasse gelegen befinden sich die Ruinen des Forum Romanum.

Forum Romanum in Thessaloniki

Forum Romanum in Thessaloniki

Aus der byzantinischen Zeit sind rund eine Etage unter dem heutigen Strassenlevel noch einige Ruinen vorhanden, welche gerade beim Bau der Metro sorgsam freigelegt werden. Mein Besuch am Montag galt der byzantischen Befestigungsmauer, welche zu einem grossen Teil noch erhalten ist. Diese umrundet zum einen die Ana Poli, was der Akropolis in Athen gleich kommt, andererseits aber auf 3 Seiten auch die gesamte Innenstadt. Von den Resten der Ana Poli erhält man einen hervorragenden Blick über ganz Thessaloniki.
Auf dem Weg von der Ana Poli zurück in das moderne Zentrum suchte ich dann möglichst viele Gassen, um nicht nur die Sehenswürdigkeiten zu sehen, sondern auch was jenseits jener noch so zu finden ist. Dabei stiess ich etwas unterhalb der Mauer auf kleine Häuschen nach mazedonischer Bauart. Sehr stark verwinkelt und bunt präsentierte sich jener Teil von Thessaloniki.
Als ich vom Berg unten angekommen war, holte ich mir in einer Bäckerei eine Kleinigkeit zum Essen. Anschliessend wollte ich noch einen Kaffee geniessen. Dazu setzte ich mich in ein Café und bestellt ein Glas Kaffee. Ich ging davon aus, dass der Inhalt der Gläser, welche alle auf dem Tisch stehen hatten, warm war. Die Kellnerin fragte aber nach, ob ich wirklich ein Frappé haben wollte. Wollte ich, denn das Ziel war, das auszuprobieren, was die anderen auf dem Tisch stehen hatten. Dies gestaltete sich dann aber doch etwas schwieriger, denn die Kaffee-Frappés gibt es in zig Ausführungen. Ich hatte dann eine Variante mit Milch und Medium-Süss. War auf jeden Fall lecker.

Einkaufen in Thessaloniki

Einkaufen in Thessaloniki: Gemüse und Früchte

Fürs Abendessen folgte ich dann der Empfehlung des einen Mitarbeiters von RentRooms und ging in das empfohlene Restaurant, welches Spezialitäten aus Griechenland und dem nahem Osten anbietet. Die Sache mit der Speisekarte hielt ich hier sehr einfach: sie interessierte mich nicht, sondern ich bat den Kellner, mir griechische Spezialitäten aufzutischen. Das tat er dann auch! Und nicht zu knapp. Mit meinem Stadtplänchen in der Tasche hätte ich noch ein gratis Dessert erhalten können, ich verzichtet aber auf Grund eines bemerkenswerten Völlegefühls darauf.

Einkaufen in Thessaloniki

Einkaufen in Thessaloniki: Campingausrüstung

Am Dienstag besuchte ich dann den Teil der Stadt zwischen Egnatia und dem Meer. Dabei besorgte ich mir die Fahrkarte für den Bus nach Istanbul und schaute mich auf dem Markt um. Aus Albanien bin ich mich gewohnt, dass die Geschäfte über den Bürgersteig bis zur Strasse reichen. Die Griechen sind da etwas zurückhaltender… Ich finde es jedoch immer wieder spannend, wie Einkäufe erledigt werden und die Güter feilgeboten werden.

Der weisse Turm

Der weisse Turm: Wahrzeichen der Stadt

Dem Ufer entlang gelangte ich dann zum weissen Turm, dem Wahrzeichen Thessalonikis. Im Museum der Stadtgeschichte, welches im weissen Turm beheimatet ist, lernte ich dann noch einiges über die Vergangenheit der Stadt. Von der multikulturellen Gesellschaft von einst ist leider wenig übrig geblieben. Ein grosses Feuer 1917 und die Umsiedlungen in den 1920er Jahren führten dazu, dass die Stadt heute fast ausschliesslich griechisch besiedelt ist. Ein weiteres Resultat des grossen Feuers von 1917 ist, dass 45 Prozent der Stadt wieder aufgebaut werden musste, natürlich über die alten Ruinen. Deshalb gibt es einige «Fenster» in die Vergangenheit, neue werden mit dem Bau der Metro aktuell geöffnet.

Vergangenheit und Gegenwart

Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander inmitten der Stadt Thessaloniki

Mir geht es als nächstes erst einmal darum, meinen Magen noch einmal zu füllen, bevor ich dann meine Sachen für meine lange Fahrt nach Istanbul vorbereite…